Das „Priesterjahr“

„Lasset die Kindlein zu mir kommen, denn sie sind ohne Arg“

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Im Juli und August 2009 befasste sich eine kleine Gesprächsrunde von Urchristen unserer Tage in zwei Sondersendungen mit dem „Priesterjahr“, das Papst Benedikt XVI. für 2009 ausgerufen hatte. Teilnehmer waren unter anderem eine Sozialpädagogin, ein Arzt und Kinder- und Jugendpsychiater sowie ein Theologe und ehemaliger evangelischer Pfarrer. Im Folgenden lesen Sie eine inhaltliche Wiedergabe dieser auch im Fernsehen weltweit ausgestrahlten Gespräche über die Verbrechen in der Vatikankirche. Ab dem darauffolgenden Jahr 2010 kam es dann zu zigtausendfachen Aufdeckungen von Kinderschänderverbrechen von Priestern. Zum Zeitpunkt der Gesprächsrunde hatte die Kirche noch versucht, diese als bedauerliche Einzelfälle abzutun, obwohl schon damals nahezu täglich neue Berichte hinzukamen.

Die in Teil I dargelegten Fakten und Hintergründe sind auch heute [2024] noch bleibend aktuell und machen deutlich, was hier geschah und geschieht und letztlich Teil eines Systems ist. In Teil II geht es darum, was eigentlich Priester sind, dass sie aus der Tradition antiker Götzenkulte stammen und mit Jesus, dem Christus, nichts zu tun haben. Denn Er gründete weder eine Religion noch setzte Er Priester, Pfarrer, Kulte oder Liturgien ein.

Teil I  – Der sexuelle Missbrauch von Kindern

Was ist das Priesterjahr? Kurz gesagt: Es war eine Werbekampagne der katholischen Kirche, um den Beruf des Priesters wieder in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken und ihm vielleicht auch mehr allgemeines Prestige zu verleihen.

Dem Priesterberuf haften viele dunkelste Schatten an, die die Priester mit sich herumtragen: Es sind unter anderem die pädophilen Verbrechen, die Priester an Kindern begehen. Immer und immer wieder wird darüber berichtet, und zwar weltweit. Ob in Amerika, in Kanada, in Australien, in Irland und auch in Deutschland – es vergeht kaum ein Tag, ohne dass Meldungen von Verbrechen, die Priester an Kindern begangen haben, an die Öffentlichkeit gelangen.
Bereits im Jahr 2002 schrieb die große deutsche Zeitung DIE ZEIT in ihrem Dossier unter der Überschrift „Sünder im Talar“: „Die katholische Kirche ist weltweit in Verruf geraten, weil sich Priester an Kindern vergehen. Auch in Deutschland ermitteln Staatsanwälte wegen des Verdachts der Pädophilie. Ein Blick in den Abgrund“, so schreibt Christian Schüle.

Der bloßen Wortbedeutung nach heißt Pädophilie eigentlich: Knaben- oder Kinderliebe, aus dem Griechischen übersetzt. Wenn in den Medien von Pädophilie die Rede ist, so geht es häufig um den Missbrauch von Kindern durch Priester. In der Regel beschäftigen sich diese Berichte allerdings zu 90 % mit der Perspektive der Täter, aber kaum mit der Perspektive der Opfer. Bei der Pädophilie geht es aber – bei dem, was im Kern abläuft – um alles andere als um „Liebe“ zu Kindern oder zu Knaben. Es geht vielmehr um die sexuelle Gewaltausübung an Kindern, die sich dagegen nicht wehren können.
Pädophilie ist also eigentlich ein verharmlosender Ausdruck, unter dem man sich gar nicht so viel vorstellen kann. „Kindsmissbrauch“ klingt schon dramatischer. Aber was verbirgt sich eigentlich tatsächlich hinter diesen Ereignissen, die wir so oft in den Medien präsentiert bekommen?

Man muss dazu von der Perspektive des Kindes ausgehen, das hier die Ausbeutung durch einen Erwachsenen erfährt. Dieser Erwachsene hat Autorität, und er missbraucht seine Autorität, um sich einem Kind – das ihm vertraut und das von der Zuwendung des Erwachsenen abhängig ist –, zu nähern und es dann, in der Regel in spielerischen und unverfänglichen Situationen, schließlich zu gewalttätigen oder sexuellen Aktionen zu zwingen.
Derartige Handlungen fangen schleichend an. Es ist nicht so, dass dem Kind gleich deutlich ist, dass ihm hier Gewalt angetan wird. Und darin liegt das Problem. Das Kind geht arglos auf den Erwachsenen zu – in diesem Fall auf den Priester, der ja für das Kind auch eine gewisse Stellung hat. Meistens wird das Kind sogar von seinen Eltern dazu angehalten, auf den Priester zuzugehen, weil diese ja dem Priester oder Pfarrer vertrauen.
Eine so genannteMissbrauchssituation entsteht eben schleichend. Der betreffende Priester missbraucht das Vertrauen des Kindes, indem er ihm signalisiert: „Ich bin dein guter Freund; was ich tue, ist rechtens; und du darfst dich eigentlich gegen das, was ich sage, nicht wehren oder dagegen aufbegehren.“ Wie gesagt, oft wird eine solche Missbrauchssituation spielerisch eingeleitet. Und damit muss man vom Priester als Täter sprechen, denn er tut das im vollen Bewusstsein; es geschieht nicht aus einer spontanen Situation heraus, sondern es handelt sich meist um eine geplante, gezielte Handlung, um die eigenen Bedürfnisse letztlich am Kind als Objekt zu befriedigen.

Fragen wir einmal genauer nach: Was spielt sich denn tatsächlich ab? Was plant ein pädophiler Priester, und was tut er mit Kindern?
Gehen wir zunächst einmal auf die Ausgangsbasis ein: Was ist eigentlich die Aufgabe des Priesters? Denn da fängt es schon an: Den Kindern wird eingeredet, der Priester würde ihnen eine Verbindung zu Gott vermitteln, indem der Priester z. B. mit ihnen betet oder indem er ihnen eine Hostie, also eine für das Kirchenabendmahl zubereitete Oblate gibt, die sie angeblich brauchen, auch für ihr späteres Seelenheil, und vieles andere mehr. Es geht der Kirche zufolge also eigentlich um „Gott“, um zutiefst religiöse Dinge, und dabei soll der Priester angeblich eine gewisse Vermittlerposition innehaben. Die Kirche sagt, der Priester hätte eine Art „sakramentale Gleichstellung mit Christus“ – somit wird praktisch behauptet: Wenn das Kind Jesus, den Christus, als Vorbild nimmt, dann soll es sich an den Priester wenden. Hier wird schon etwas aufgebaut, das überhaupt nicht stimmt, denn Jesus von Nazareth wollte keine Priester.
Aber das sind eben die Vorzeichen, unter denen ein Kind zunächst einmal mit einem Priester in Kontakt kommt. Es wird dabei oft auch gesegnet, das heißt, der Priester legt dem Kind die Hand auf. Bei einer anderen Gelegenheit geschieht das vielleicht außerhalb des so genannten Segnens; da greift er vielleicht einmal ein bisschen an den Po. Oder es finden, wie gesagt, „schleichend“ verschiedene Berührungen statt, und dann geht es weiter.
Ein Beispiel: Erst vor kurzem wurde beim katholischen Firmunterricht den 11- bis 12-jährigen Kindern ein Workshop zum Thema Sexualmoral angeboten. Der Priester beginnt dann, über alles zu sprechen, was damit zusammenhängt, und er stellt es auf seine Weise dar. Und was ist, wenn er selber Probleme damit hat, wenn er möglicherweise in der Nähe von Kindern in Erregung kommt?
Es ist auch bekannt, dass viele Priester kinderpornographische Bilder getauscht haben – es wurden Festplatten voller Kinderpornofotos gefunden. Das und Ähnliches bewegt sich in der Gedankenwelt dieser Priester. Und ein solcher Priester soll dann mit dem Kind beten und es zu Christus hinführen – das ist ein explosives Gemisch, wenn das hochgeht.

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So unerfreulich die bisherigen Ausführungen auch sind, vielleicht regt sich der eine oder andere gar nicht so sehr darüber auf und versteht auch nicht, wie man hier von einem „Abgrund“ sprechen kann, wie DIE ZEIT schreibt.
Dazu muss man sich klar machen, dass es sich bei diesen Übergriffen um Gewaltakte handelt, die bis zur Vergewaltigung des Kindes gehen, bis zum Oralverkehr, zu dem das Kind gezwungen wird. Das Kind muss den Mann, den Priester, befriedigen; der Priester beobachtet das Kind beim Ausziehen; er berührt die Geschlechtsorgane des Kindes. All das kann man sich im normalen Leben überhaupt nicht vorstellen, und es hat mit Zuwendung und Zärtlichkeit überhaupt nichts zu tun, weil immer die Gier nach sexueller Befriedigung und der Wunsch nach Machtausübung gegenüber dem Kind zugrunde liegt und der Unterdrückung von dessen eventuellen Widerständen. Das heißt, dass ein Kind, das normalerweise arglos und auch auf die Zuwendung von Erwachsenen angewiesen ist, eine Situation massiver Gewalt erfährt. Auch scheinbar harmlose Berührungen des Pos oder scheinbar harmlose zunächst vielleicht kurze Berührungen im Genitalbereich sind für das Kind traumatisierend, weil es gar nicht einschätzen kann, was da mit ihm passiert.

Man muss sich einmal vorstellen, wie es einem Kind ergeht, das z. B. ungewollt angefasst wird, das gestreichelt wird bis hin zu massiven sexuellen Handlungen, bis hin zur Vergewaltigung:
Das Kind hat keinerlei Erlebniswelt im Bereich der Erotik oder der Sexualität, wenn so etwas geschieht. Für das Kind ist das alles mit extremer Scham verbunden; es ist dem Kind peinlich, es ist dem Kind unangenehm, auch schon, wenn es sich „nur“ um Berührungen handelt. Und wenn es darüber hinausgeht bzw. eskaliert, was oft der Fall ist, dann muss man sich einmal klarmachen: Allein schon der Körperbau eines Kindes ist überhaupt nicht geeignet für eine solche Handlung, die der missbrauchende Priester an ihm ausübt, wenn er das Kind vergewaltigt. Es kommt dabei zum Einreißen von Gewebe; die Ringmuskulatur wird zerrissen, die Schleimhäute werden zerrissen; manchmal werden auch innere Organe zerrissen. Der ganze Vorgang der Vergewaltigung ist für ein Kind auch mit extremsten körperlichen Schmerzen verbunden.
Wenn Sie versuchen wollen, sich das einmal bildlich vorzustellen, dann könnten Sie sich selbst an einer empfindlichen Körperstelle einen kleinen Schnitt zufügen, z. B. mit einer Klinge, und dann jemanden bitten, dass er fünf, zehn oder 15 Minuten lang wie ein Wahnsinniger auf diesem Schnitt herum reibt – und Sie können sich dann einmal vorstellen: Wie würde sich das für Sie anfühlen? Dann hätten Sie eine Ahnung davon, was ein Kind erlebt, wenn es durch einen Erwachsenen vergewaltigt wird. Und das ist erst einmal die körperliche Ebene.

Es gibt ein Fallbeispiel aus Amerika von einem 11-jährigen Mädchen, das wegen einer Krankheit ins Kinderspital musste. Das Mädchen sagte später aus: „Nach drei Wochen verließ ich die Klinik als gebrochener Mensch. Ich hatte keine Lust mehr, ins Freie zu gehen und zu spielen. Ich war verschämt und hatte massive Schuldkomplexe.“
Wie können wir uns vorstellen, was sich in diesem Kind abgespielt hat, das von einem Priester sexuell missbraucht wurde – um es einmal deutlich zu sagen? Dabei handelte es sich nicht um eine Vergewaltigung, sondern das Kind wurde „einfach“ mehrfach unsittlich berührt.

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Gehen wir von dem aus, was bereits erwähnt wurde: Kinder sind in der Regel den Erwachsenen gegenüber arglos und vertrauensvoll – insbesondere dann, wenn es sich um einen Menschen handelt, der dem Kind seit der Geburt in einer überhöhten Stellung dargeboten wird, ein Mensch mit sonderbaren Kleidern, der Rituale ausführt – für das Kind von geheimnisvoller Art – und von dem sich in dem Kind die Ahnung aufgebaut hat: Dieser Mensch muss etwas Besonderes sein, weil er letztlich der Vermittler zwischen mir und dem „lieben Gott“ sein soll.
Und dann führt ein solcher überhöhter Mensch plötzlich Handlungen an dem Kind aus, die für das Kind im höchsten Grade mit Scham besetzt, peinlich und zum Teil schmerzhaft sind. Wenn Kinder durch Erwachsene Situationen erleben, die sie nicht verstehen, die sie nicht einordnen können, für die sie nicht einmal Worte haben, dann haben viele von ihnen die Neigung, schließlich zu der Überzeugung zu kommen, dass sie selber wohl daran schuld sein müssen, dass ihnen so etwas geschieht.

Der Aufbau eines solchen Schuldkomplexes ist oft die Folge davon, dass Kinder Dinge erleben, die sie nicht verstehen, die sie nicht einordnen können. In ihrer eigenen Logik kommen dann viele Kinder, wie gesagt, zu der Überzeugung: „Ich muss selbst ein so schlechter Mensch sein, dass mir so etwas überhaupt geschieht.“
Das Kind, das Opfer, hat also plötzlich ein schlechtes Gewissen und glaubt, es sei schuld an dem, was passiert ist. Und das ist ein Teil des furchtbar Gemeinen an der ganzen Situation. Das Kind kann einem von ihm selbst idealisierten Menschen nicht die Schuld zuweisen. Das würde im Kind selbst zu großen Konflikten führen, die das kindliche Gemüt gar nicht aushält.

Aus konkreten Erlebnisberichten von Opfern, also von Kindern, aber auch von Erwachsenen, die im Kindesalter missbraucht wurden, weiß man: Dieses tief greifende Schuldgefühl hält meist ein Leben lang an. Es ist nicht so, dass man diese Gefühle irgendwann abstellen kann, da sie ja auch „abgespalten“ werden, denn jemand, der solche tiefen Traumata erlebt, kann den Alltag nicht mehr bewältigen, wenn diese Gefühle ihn ständig begleiten. Also versucht die Psyche, die Erinnerungen an das Geschehen, die damit zusammenhängenden Bilder, die Ängste, die Scham, die Schuld abzuspalten. Und man kann sagen, dass eben diese Gewalteinwirkung eine lebenslange Traumatisierung bedeutet.
Kommen wir auch noch einmal auf die Sprachlosigkeit zurück, die vorhin erwähnt wurde. Vielfach ist es so, dass die Kinder vom Täter – dieses Wort „Täter“ ist bewusst gewählt, weil es in der Tat ausdrückt, was den Kindern angetan wird – zur Sprachlosigkeit verurteilt werden.
Es ist zum einen das eigene Unbehagen, denn das Kind spürt ganz genau, dass etwas ganz und gar nicht stimmt, zum anderen zwingt der Priester das Kind auch zur Geheimhaltung. Aus vielen Erfahrungen, aus vielen Berichten, aus vielen Kontakten mit betroffenen Kindern und Erwachsenen ist bekannt, dass sie zur Geheimhaltung gezwungen werden. Oder sie werden eben dahingehend indoktriniert: „Du bist schuld. Du hast etwas an dir, was mich veranlasst, dir das anzutun.“
Und das wird dann von dem jeweiligen Priester oft noch schamlos ausgenützt. Von einem Priester aus dem Bistum Würzburg ist bekannt, dass er ehemaligen Opfern Detektive ins Haus geschickt hat, um sie zu Aussagen zu bewegen, die den Priester dann entlasten sollten.

Das soll hier noch einmal deutlich herausgearbeitet werden, denn darin liegt der Skandal: Jeder Kinder-Psychotherapeut weiß, dass Kinder dazu neigen, sich selbst Schuldgefühle und Schuldkomplexe aufzubauen, aus der Situation heraus, die sie in ihrer kindlichen Art anders nicht verstehen können. Und man kann davon ausgehen, dass die entsprechenden Täter – die ja einer Institution angehören, die in der Psychologie der Unterdrückung, der Verschleierung und des Manipulierens von Menschen „Meister“ ist – diesen Mechanismus gezielt und brutal ausnützen: Sie hauen nachher noch einmal in die gleiche Kerbe hinein und sagen von sich aus dem Kind eventuell noch einmal direkt: „Du bist schuld, dass dir dies geschieht.“

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Ein Priester oder Pfarrer kann ja leider immer noch auf dem Nimbus bauen, etwas Besonders zu sein, angeblich ein besonderer Mensch, zu dem man aufschauen müsse. Doch dieses „Besondere“ ist vor allem eine Art Selbstsuggestion der Priester. Sie glauben, sie seien etwas Besonderes – dabei sind sie normale Menschen, also Männer, die sich nicht von anderen Männern unterscheiden. Aber man steigert sich vielfach in eine „besondere Berufung“ hinein, was dann bei katholischen Priestern in der Praxis so aussieht: Sie leben einsam und allein in einem großen Pfarrhaus; sie sind gezwungen, das Zölibat zu halten und angeblich keusch zu leben. Es wird also eine künstliche Situation geschaffen, die völlig unnatürlich ist, und das treibt unter anderem auch diese Blüten, das heißt, dieses Umfeld begünstigt wohl auch derartige Verbrechen an Kindern. Ist der Priester also doch etwas „Besonderes“? Am Ende gar eine Art drittes „Geschlecht“ neben Frauen und Männern mit angeblich größerer Gottnähe?

Hierzu kann deutlich gesagt werden: Jesus wollte weder das Priesteramt, noch wollte Er das Zölibat. Er wollte die Ehe von Mann und Frau, Er wollte die Familie. Das Zölibat ist dann eine weitere Erfindung der Kirche. Das sind allerdings, wie gesagt, nicht die einzigen Widersprüche zu Jesus. Denn Jesus lehrte die Gottes- und Nächstenliebe, ohne das Amt eines Pfarrers und Priesters.
Fassen wir zusammen: Jetzt haben wir Priester, die Jesus nicht wollte, die ein Zölibat halten sollen, den Jesus nicht wollte und wodurch sie offensichtlich in Schwierigkeiten geraten. Das ist auch naheliegend, denn welcher Mensch kann schon ein Leben lang ohne seine entwickelte Sexualität leben? Und anschließend haben wir Opfer: die missbrauchten, die vergewaltigten Kinder.

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Es wurde bereits ausgeführt, dass es aufgrund des Missbrauchstraumas im kindlichen Gemüt zu einer Abspaltung von Gefühlsqualitäten kommen kann, die das Kind nicht zu verstehen vermag und die so stark sind, dass es diese im eigenen Gemütsleben nicht behalten kann. Das Kind ist auch deshalb nicht in der Lage, sie zu verstehen, weil es niemanden hat, der ihm dabei hilft, denn die missbrauchten Kinder werden zum Schweigen verurteilt. Oft wird die Androhung von schweren Strafen oder sogar die Androhung der Hölle benutzt, um die Kinder mundtot zu machen und sie in ihrem Schweigen zu halten. Und aus dieser inneren Not, aufgrund des damit verbundenen massiven Überdrucks, kommt es zur so genannten Abspaltung dieser Gefühlsqualitäten. Was bedeutet das?
Wenn solche Gefühlsqualitäten abgespalten werden, werden sie ins Unterbewusstsein gedrängt und schießen dann in späteren Lebenssituationen wie aus dem Nichts heraus plötzlich hoch und bestimmen mit Panik, mit Angst die ganze Erlebnisebene eines Erwachsenen. Die Menschen, die als Kind ein solches Trauma erlitten haben, leiden dann oft ein ganzes Leben lang unter diesen in allen möglichen Situationen emporschießenden Ängsten, Nöten und Panikattacken und werden davon gequält. Sie können diese Gefühle nicht mehr steuern, weil diese eben nicht mehr mit dem bewussten Erleben verbunden sind. Das ist das Wesen der Abspaltung.

Ein Leben mit einer solchen abgespaltenen Gefühlsqualität ist für den Betroffenen im wahrsten Sinn des Wortes eine Hölle. Jedes Mal, wenn er oder sie dabei ist, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen, kommen aus dem Unterbewusstsein diese Gefühlsqualitäten hoch, und plötzlich zieht sich der Mensch wieder aus einer sich anbahnenden Beziehung zurück und flüchtet, aus Angst, es könnte in der neuen vertrauensvollen Beziehung das Gleiche wieder passieren wie das, was ihm als Kind widerfahren ist.
Das muss man sich einmal vorstellen: Ein Mensch ist nahezu lebenslang zu Isoliertheit verdammt, weil jedes Mal, wenn er versucht, eine normale Beziehung aufzubauen, solche Ängste hoch drängen können, die dann sein ganzes Verhalten bestimmen. Er kann das nicht mehr steuern; er rennt einfach davon und weiß als Erwachsener gar nicht mehr, warum. Aber er verhält sich so.

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Wenn es einmal so weit gekommen ist, ist es sehr schwierig, dem Menschen aus dieser Not herauszuhelfen. Die Hilfe sollte also vor allem im präventiven Bereich erfolgen, und hier können alle Beteiligten sehr viel tun.
Die Kirche könnte z. B. als erstes der Kinder wegen den Zölibat abschaffen. Natürlich ist es möglich, dass auch ein verheirateter Priester – es gibt ja auch viele evangelische Pfarrer, die sich an Kindern vergingen – derartige Verbrechen begeht, aber wenn damit auch nur ein paar Kindern geholfen ist, dass ein Pfarrer sich lieber in Eheprobleme stürzt, als dass er sich an Kindern vergreift, wäre allein das schon ein ausreichender Grund, den Zölibat abzuschaffen. Das könnte die Kirche tun.

Was könnten die Eltern tun? Sie sollten nicht so blauäugig sein und ihre Kinder einfach in die Kirchengemeinde schicken und meinen, sie wären dort beim Priester in guter Obhut. Der bekannte Religionswissenschaftler und ehemals katholische Theologieprofessor Prof. Dr. Hubertus Mynarek hat einmal gesagt: „Kinder sollten überhaupt keinen Kontakt zu Priestern haben.“
Praktisch könnte man sich das durchaus vorstellen: Nehmen wir an, das Kind ist nun mal in der katholischen Kirchengemeinde und fährt z. B. mit dem Priester auf ein Ferienlager – dann soll eben die Kirchengemeinde einen weiteren Erwachsenen mitschicken und dem Pfarrer kein Einzelzimmer geben, da man nicht weiß, was dann dort nachts passieren würde. Das wären z. B. einige präventive Maßnahmen. Nicht-pädophile Priester wären sicher damit einverstanden und hätten Verständnis dafür, dass solche Maßnahmen ergriffen werden müssen – weil einfach zu viele Sexualverbrechen von Priestern an Kindern geschehen sind.
Dazu eine Zahl aus Amerika: In der Diözese Los Angeles wurde festgestellt, dass über einen bestimmten Zeitraum hinweg in 75 % aller katholischen Gemeinden es irgendwo einen Priester gab, der sich an Kindern verging. Es handelt sich also nicht um eine Ausnahme oder um das, was im schlimmsten Fall vorkommen könne, aber in der Regel nicht passiere – es ist tatsächlich ein dauerndes Gefahrenpotenzial.

Als präventive Maßnahme müsste man den Eltern auch raten, ihre Kinder überhaupt nicht in die Kirche zu schicken und auch von sich aus auszutreten, denn das, was hier geschieht, ist Teil eines Systems, dem man am besten begegnen kann, indem man sich aus diesem System herauszieht. Es heißt ja schon in der Bibel sinngemäß: „Tretet aus von ihr, mein Volk, dass ihr nicht teilhaftig werdet dieser Sünden“, die dort geschehen. So sagt der Seher Johannes in seiner Offenbarung, dem letzten Buch der Bibel. Und viele Bibelkenner sind davon überzeugt, damit sei die endzeitliche Kirche gemeint, in der eben solche Dinge gang und gäbe sind.

Und schließlich könnte auch der Staat etwas tun: Er könnte z. B. das Jugendschutzgesetz dahingehend erweitern, dass der Kirche nur erlaubt wird, Ministranten zu beschäftigen, die das Mindestalter von 16 Jahren erreicht haben. In diesem Alter hat der Jugendliche schon eine gewisse Stabilität und lässt nicht mehr alles mit sich machen. Also, es gäbe eine ganze Reihe von Maßnahmen, die man ergreifen könnte, damit es erst überhaupt nicht zu solchen Verbrechen kommt, mit den darauf folgenden furchtbaren Folgen für die Opfer.

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Kommen wir noch einmal auf die Hilfestellung für die Opfer zurück. Wenn Menschen, denen als Kind sexuelle Gewalt angetan wurde, Hilfe suchen, dann ist es für sie oft lange Zeit sehr schwierig, diese Hilfe überhaupt anzunehmen. In einer Therapie kommt es zunächst über längere Zeit im Wechsel immer wieder zu einer Annäherung, dann wieder zu einer Distanzierung, so dass man dem Betroffenen zuerst einmal helfen muss, sich diese Annäherung und Distanzierung, Annäherung und Flucht, und wieder Annäherung und Flucht bewusst zu machen, damit er dann allmählich in die Lage kommt, Hilfe überhaupt annehmen zu können.
Das heißt, die Therapie der Missbrauchsopfer ist keine einfache Sache, auch für den Hilfesuchenden selbst nicht, weil er eben jedes Mal von diesen massiven Ängsten geplagt wird, wenn er dabei ist, eine vertrauensvolle Beziehung zu einem anderen Menschen aufzubauen. Und eine solche Vertrauensbasis ist notwendig, wenn eine Therapie erfolgreich sein will und überhaupt als Hilfe angenommen werden kann.
Es ist also eine außerordentlich schwierige und komplexe Situation, die oft ein ganzes Leben lang anhält. Wenn die Betroffenen überhaupt eine partnerschaftliche Beziehung eingehen, dann sind auch diese Partnerschaften meist von extremen Schwierigkeiten geprägt, weil all das, was man normalerweise mit der Vorstellung eines einigermaßen gelingenden partnerschaftlichen Lebens verbindet, in diesen Beziehungen nicht stattfindet oder gar nicht stattfinden kann.
Es geht aber nicht nur um die partnerschaftliche Beziehung zum anderen Geschlecht, die der Betroffene sucht und die dann gestört ist, sondern es betrifft viele Alltagssituationen, die das Opfer aufgrund des erlebten Missbrauchstraumas einfach nicht mehr bewältigen kann. Ein normaler Einkauf z. B., der für jeden von uns ganz alltäglich ist – wir gehen in ein Kaufhaus und kaufen etwas –, ist für ein Opfer, das diese Gewaltsituation erlebt hat, manchmal nicht mehr möglich. Der Betreffende kann sich oft auch nicht mehr auf bestimmte, wesentliche Dinge, die den Arbeitsablauf in seinem Beruf betreffen, konzentrieren. Die Opfer reagieren z. B. auf bestimmte Dinge im ganz normalen alltäglichen Leben, die an die Umgebung erinnern, wo der Missbrauch stattgefunden hat – seien es Farben, seien es Stoffe, seien es Bilder. All das löst diese unterdrückten oder abgespaltenen Empfindungen und Gefühle wieder aus. Aber das Problem ist, dass kein Bezug mehr dazu stattfinden kann, weil oftmals diese Erlebnisse wirklich so weit in die Psyche und auch in die Körperzellen verdrängt werden, dass die Bilder erst viel später zum Durchbruch kommen, ohne dass die Betreffenden bei einem solchen „Flashback“ überhaupt wissen, was eigentlich wirklich zugrunde liegt.

Wir möchten darauf noch ausführlicher eingehen, weil die durch den Missbrauch ausgelöste Persönlichkeitszerstörung eben meist in den Alltag hineinreicht. Greifen wir das weiter oben genannte Beispiel auf: Jemand hat eine frische Schnittwunde, und ein anderer reibt auf diesem Schnitt fünf, zehn oder 15 Minuten lang heftig herum: Das Opfer schreit und sagt: „Hör auf, es tut mir weh! Es tut mir wahnsinnig weh! Hör auf, hör auf, hör auf!“ Und was sagt der andere? „Es macht nichts.“

Viele Missbrauchsopfer schildern, es sei ihnen gesagt worden: „Es macht nichts.“ Später geraten sie eventuell in eine Situation, in der ein anderer den SatzEs macht nichts fallen lässt dann lässt dieser einzelne Satz Es macht nichts noch Jahre später das ganze verdrängte Erleben hochkommen, und plötzlich rennen die Opfer in Panik davon, aber sie wissen gar nicht, warum.
Sie wissen es selbst nicht mehr, weil das zugrunde liegende traumatische Erlebnis abgespalten ist – und die Menschen, mit denen sie vielleicht in irgendeiner Weise freundschaftlichen Kontakt pflegen, verstehen sie auch nicht. Dann kommen die Opfer in den Ruf, sie seien verrückt. In Wirklichkeit werden sie durch die ins Unterbewusstsein abgedrängten Ängste und Nöte, durch die Panik gesteuert. Erst im Laufe der Therapie lernen sie dann wieder zu verstehen, warum ein einziger Satz, wie der vorher zitierte – er kann auch anders lauten – derart massive Reaktionen auslöste, die dem Betroffenen selbst als fremd erschienen; er war sozusagen im eigenen Haus nicht mehr zu Hause.
All das wurde durch ein Ereignis in der Kindheit verursacht; wie wir aus den Berichten wissen, handelt es sich dabei oft nicht um ein einzelnes Ereignis, sondern es sind vielfach wiederholte traumatische Erlebnisse, das heißt, diese Missbrauchssituationen können unter Umständen Monate, sogar Jahre andauern, bis sie irgendwann durch irgendwelche Umstände beendet werden. Die Folgen aber bleiben ein Leben lang, und für den Betroffenen bedeutet das: ein weitgehend zerstörtes Leben.

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Spätestens jetzt kommt die berechtigte Frage auf: Und die Täter, die Priester, die Kinder missbrauchen – was ist mit ihnen? Wie werden sie zur Rechenschaft gezogen?
In Bamberg musste der Dom-Kapitular zurücktreten, weil ihm nachgewiesen werden konnte, dass er früher Kinder sexuell missbraucht hat. Im Zuge dieser Ermittlungen sagte eine Lehrerin sinngemäß, sie wüsste von einem Schüler, der Selbstmord begangen hat, und sie stellte eine Verbindung her zwischen dem sexuellen Missbrauch, der früher durch den Dom-Kapitular verübt worden war, und dem Selbstmord des Schülers. Sie konnte es nur nicht nachweisen.
Dass ein Missbrauchsopfer Selbstmord begeht, scheint kein Einzelfall zu sein. Denn als der Papst sich vor einiger Zeit in den USA aufhielt, wurden von Opfer-Vertretern Fotos hochgehalten, und ungefähr zehn dieser Fotos trugen einen schwarzen Rand das heißt, diese jungen Menschen haben sich umgebracht, weil sie nicht mehr zurechtkamen.
Im Fall Bamberg konnte allerdings ein direkter Nachweis des Zusammenhangs zwischen dem Missbrauch durch den ehemaligen Dom-Kapitular und dem Selbstmord des Schülers im juristischen Sinne nicht geführt werden. In der Regel wird der missbrauchende Priester wegen seiner Tat auch nicht verklagt oder gar bestraft, sondern es kommt immer wieder zu irgendwelchen harmlosen Versetzungen, wo dann vom Täter meist neue Verbrechen begangen wurden.

Wir haben jetzt versucht, vom Tiefenpsychologischen her einiges aufzuzeigen, aber der ganze Sachverhalt ist sehr komplex und massiv; es sind Verbrechen.
Und wenn die Missbrauchsopfer dann einmal tatsächlich vor Gericht aussagen, dann versucht der Vertreter des Angeklagten meistens, die Glaubwürdigkeit des Aussagenden in Zweifel zu ziehen.
Diese Strategie wird auch gezielt genutzt, um von vornherein eine Anklage des Täters oder eine eventuelle spätere Verurteilung zu verhindern. Denn es fällt relativ leicht, die Aussagen eines traumatisierten Menschen völlig in Frage zu stellen – er verhält sich ja oft wie jemand, der „verrückt“ ist, wie man volkstümlich sagt, weil er eben in den Augen vieler und auch vor sich selber oft Handlungen begeht, die er selbst nicht mehr versteht, eben aus der Panik heraus, die er mit sich herumträgt.

Und das ist die zweite Ebene der Gemeinheit: dass man nachher die Opfer genau deswegen lächerlich macht oder ihnen nicht glaubt, weil sie erlitten haben, was sie erlitten haben. Aber man schiebt es ihnen in die Schuhe und sagt: „Bitte schön, das sind ja die Aussagen eines seelisch wirklich auffälligen Menschen. Also, man kann doch nicht einen Priester verurteilen, wenn ein seelisch so auffälliger Mensch solche Aussagen über den Priester macht!“

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Das Verhalten solcher Verbrechen bedeutet für die Opfer vielfach ein zerstörtes Leben. Dabei denkt so mancher an Jesus von Nazareth, der für das Leben und für die Kinder war, und es fällt ihm die Passage ein, die in drei Evangelien der Bibeln – Matthäus, Markus und Lukas – zu finden ist, in der Jesus von Nazareth sinngemäß sagt: Wenn jemand ein Kind verführt, zum Bösen verführt – welche Bedeutung man da auch immer hineinlegen möchte –, für den wäre es besser, dass ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er im Meer versenkt würde.
Das ist eine ganz klare Aussage: Für den Täter wäre es besser, dass er mit einem Mühlstein im Meer versenkt würde, bevor er solche Übeltaten begehen kann. Was die Kirche hingegen tut, ist der krasseste Widerspruch dazu. Die Kirche verfügt über Raffinements, Tücken und Tricks, um selbst die schlimmsten Verbrechen noch irgendwie hinzubiegen und sie in ihr katholisches Dogmengebäude zu integrieren. Das kann man sich einmal konkret auch so vorstellen: Ein Priester, der z. B. einen Jungen oder ein Mädchen vergewaltigt, kann fünf Minuten später in die Kirche gehen und bei einer kirchlichen „Firmung“ einem anderen Kind die Hand auflegen, und diese sakramentale Weihe, also diese Firmung des Kindes, ist – nach Kirchenlehre – voll gültig. Es spielt überhaupt keine Rolle, was der Priester fünf Minuten vorher gemacht hat. Er könnte sich in der Sakristei noch Kinderpornobilder angucken und dabei vielleicht auch noch masturbieren, und dann ginge er hinaus zur Erstkommunion. Es wäre alles katholisch gültig – nach der kirchlichen Lehre ist es überhaupt nicht relevant, wie der Priester lebt und denkt und was er zuvor und danach tut. Das ist der „character indelebilis“, der, so wörtlich, angeblich „unzerstörbare Charakter“, den die Kirche ihren Hochwürden zuspricht. Mit Jesus und Seiner Lehre hat das aber überhaupt nichts zu tun!

Und die obigen Schilderungen sind nicht etwa irgendeine entartete Phantasie. Im irischen Ryan Report finden sich beispielsweise die Berichte von Kindern, die davon erzählen, dass sie in einer Sakristei missbraucht worden sind; dass sie im Beichtstuhl vergewaltigt worden sind; dass sie von den Priestern in den Kinderheimen auf bestialische Art und Weise gefoltert worden sind.

Was die Ordination eines Priesters bewirkt, schildert ein ehemaliger evangelischer Pfarrer, ein Theologe. Er erzählt, dass er wohl ordiniert wurde – ähnlich der katholischen Priesterweihe –, aber nach der Ordination nicht etwa plötzlich „ein anderer“ war. Er verfügte danach auch nicht über besondere Fähigkeiten oder Kräfte, die er auf andere Menschen hätte übertragen können: Es war mit ihm nach der Ordination genauso wie vorher.
Warum also Eltern ihre Kinder in die Hände von Priestern geben, kann wohl nur etwas mit Tradition zu tun haben, eventuell auch mit dem fahrlässigen Glauben der Eltern, ihre Kinder würden von den Priestern zu guten, freien Menschen erzogen. Und da die Kirche für sich beansprucht, die Lehrmeisterin aller Völker zu sein, auch was Ethik und Moral betrifft – so muss man fragen: Wird hier nicht der gute Glaube, der gute Wille der Eltern schamlos ausgenutzt?
Allerdings, wenn man sein Kind zu einem aufrichtigen, guten, moralisch integren Menschen erziehen möchte, müsste man es doch dorthin bringen, wo diese Werte gelebt werden. In den Kirchen jedoch heißt es letztlich oder gar ausdrücklich: „Allein der Glaube genügt.“ In Bezug auf die Missbrauchsfälle sagt man natürlich auch: „Das ist schlimm, was hier passiert“, aber nach der Kirchenlehre liege die „Heilsbedeutung“ allein in dem von ihr definierten Glauben. Und wie die Priester leben, ist laut Kirche gar nicht entscheidend – allein das müsste das Volk doch schon hellhörig machen!
Wenn man von so viel tausendfachem Missbrauch durch Priester erfährt und jetzt davon weiß, dann wird einem klar: „Ich kann mein Kind überall hinschicken: in den Sportverein, zu den Naturschutzwochenenden – aber doch bitte nicht in die Kirche!“ Das sollte man auch als Eltern bedenken: Ich spiele doch nicht russisches Roulette mit der Seele meines Kindes! Und da es eben eine Hauptrisikogruppe gibt – und das sind nun einmal die Priester; man braucht nicht im Detail darauf einzugehen, woher das gekommen ist –, so muss man als verantwortliche Eltern fragen: „Wo kann ich mein Kind denn mit gutem Gewissen hinschicken?“

Urchristen glauben, dass man Gott überall finden kann, in jedem Mitmenschen, in der Natur, in dieser herrlichen Schöpfung und auch im Alltagsgeschehen. Dafür braucht niemand in eine Kirche zu gehen. Im Gegenteil: Für ein Kind ist es dort gefährlich – allein wenn man nur berücksichtigt, was laut statistischer Ermittlung passiert, die Dunkelziffer noch gar nicht gerechnet.

Man muss hinzufügen: Die Kinder werden bereits ab der Taufe indoktriniert. Ein Teil dieser Indoktrination besteht darin, sie glauben zu machen, der Priester sei eine spezielle, Gott nahe stehende Person, der letztlich unentbehrlich ist für jeden Menschen, der zu Gott kommen möchte.
Dieser irrige Nimbus des Priesters wird schon ganz früh in die kindliche Seele hineingesenkt, und man kann an vielen Beispielen erkennen, dass diese Indoktrination selbst im Erwachsenen noch nachwirkt. Der normale Erwachsene im Alltagsleben denkt oft: „Ich bin doch aufgeklärt; ich bin doch wissenschaftlich orientiert; ich habe doch mit all dem nichts mehr zu tun.“
Konkret auf den sexuellen Missbrauch von Kindern bezogen, erlebt man auch, dass nicht wenige Eltern – wenn ihr Kind versucht, ihnen zu berichten, was ihm geschehen ist – im Zweifel dann eher dem eigenen Kind keinen Glauben schenken und innerlich die Loyalität zum überhöhten Priester aufrecht erhalten, statt ihrem Kind zu helfen und ihm zu sagen: „Was dir passiert ist, das ist ja eine Ungeheuerlichkeit! Ich werde dir helfen, damit das in Ordnung gebracht wird. Ich werde es an die Öffentlichkeit bringen; und wir werden den Täter zur Rede stellen. Dir ist Unrecht geschehen, und ich helfe dir.“ Das findet häufig nicht statt.

Es gibt auch andere Beispiele: Wenn Eltern doch schützend für ihr Kind handeln, dann passiert es nicht selten, dass sie selbst im Dorf in die Außenseiterposition gedrängt werden, weil mittelalterlich geprägte Seelen immer noch lieber den Priester schützen als einem Opfer zu helfen. Die Indoktrination geht also ganz weit ins Unterbewusstsein der Menschen hinein, weil diese auch schon Jahrhunderte lang erfolgt. In den Seelen der Menschen gibt es enorme Widerstände dagegen, dass der Priester endlich einmal als das dargestellt wird, was er wirklich ist, und seine überhöhte Position verliert.
Zwei kleine, praktische Beispiele können das verdeutlichen:
Ein Vater in Franken hatte einmal unwahrscheinlich viel Mut. Während eines Weihnachts-Gottesdienstes stand er plötzlich auf und sagte laut: „Dieser Priester hat mein Kind missbraucht!“ In genau dem Augenblick ging die Orgel los und hat alles, was er sagte, ab jetzt übertönt. Das Ganze wurde natürlich dann hinterher doch aufgearbeitet, aber dieses Bild des alles übertönenden Orgelspiels, um die Illusion aufrecht zu erhalten, ist bezeichnend.
In einem anderen Beispiel hat ein katholischer Dekan und Stellvertreter des Bischofs Selbstmord begangen. Die Vorgeschichte: Er hatte zu einem ehemaligen Ministranten seit dessen 16. Lebensjahr eine sexuelle Beziehung. Als das dann herauskam, hat die Gemeinde – da von „Überhöhung“ die Rede war – gesagt: „Für uns war er trotzdem eine Lichtgestalt.“ Durch seinen Selbstmord hat der Dekan schließlich die Aufklärung verhindert. Das heißt, es galt im Zweifelsfall die Unschuldsvermutung, obwohl sein Fehlverhalten überall schon bekannt war. Aber eben auf diese Weise wurde verhindert, dass Polizei, Staatsanwalt oder auch nur Kirchengerichte sich weiter damit beschäftigten, und der Beschuldigte bekam ein ehrenvolles Begräbnis im Priestergrab der Diözese in Würzburg.
Auch am Beispiel dieses Dekans merkt man, wie im Grunde genommen das Umfeld versucht, den Nimbus des Überhöhten auf verschiedenste Art und Weise aufrecht zu erhalten, obwohl doch so viel hinter den festlichen klerikalen Gewändern verborgener Schmutz zutage gefördert worden ist. Ohne den Priestern zu nahe treten zu wollen, sei die Frage doch erlaubt: Was verbirgt sich hinter diesen Gewändern? Es dringt ja hier und da nach außen. Das Ganze hat mittlerweile eine solche Dimension angenommen, dass man auch diese Gewänder, die ja auch den Nimbus repräsentieren, abschaffen müsste. Und die Menschen sollten sich mit der Zeit auch nicht mehr blenden lassen.

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Wie verhält sich denn die Kirche mit pädophilen Mitarbeitern, die vielfach auch praktisch zu Kinderschänderverbrechern wurden? Verwunderlich ist die Tatsache, dass die Kirche versucht hat, Haftpflichtversicherungen für solche Fälle in Anspruch zu nehmen. In Amerika gab es Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe, die die Kirche leisten musste. Und selbst die deutsche Rückversicherung wurde dadurch belastet und musste in erheblichem Maße zahlen, damit die Schadensersatzforderungen an die Opfer geleistet werden konnten. Gerade in Deutschland haben wir eine kuriose Situation: Es gibt die Kirchensteuer und zusätzlich staatliche Subventionen und Steuerbefreiungen für Kirchen auf der anderen Seite in Höhe von ca. 21 Milliarden Euro jährlich [2021] – das ist nun mal kein Pappenstiel. Das heißt: Jeder von uns zahlt letztlich durch Steuern, aus denen dann die Subventionen an die Kirche bezahlt werden, für Schadensersatzleistungen, die die Kirche zu zahlen hat.
Fragen wir doch einmal: Welche Rolle nimmt die Kirche bei der Aufklärung solcher Fälle ein? Und was tut die Kirche, um hier endlich einmal einen Riegel vorzuschieben?

Vor einigen Jahren kam bereits in den USA eine große Welle an Missbrauchs-Verbrechen an die Öffentlichkeit; die NEW YORK TIMES berichtete darüber. Inzwischen wurde eine Milliarde Dollar an Schmerzensgeldern gezahlt – eine ganze Milliarde. Es kam dann so weit, dass einzelne Diözesen Bankrott angemeldet haben, weil sie damit zahlungsunfähig wurden, und so mussten sie die Schadensersatzforderungen nicht begleichen. Denn nach amerikanischem Recht ist man der Pflicht der Schadensersatzzahlung enthoben, wenn man sich selber für bankrott erklärt. Die Kirche hat also jeden möglichen Trick angewendet, um sich vor diesen Zahlungen zu schützen oder sich dagegen zu wehren.

Wir haben bereits ausgeführt, was es für einen Menschen bedeutet, wenn er Opfer eines derartigen Verbrechens wird. Und selbst wenn eine Schadensersatzzahlung erfolgt, kommt der Einzelne aus seinen Nöten dadurch überhaupt nicht heraus. Auch noch so viel Geld kann die seelischen Traumata nicht heilen. Es ist nur ein ganz oberflächliches Eingeständnis der Schuld und eventuell eine oberflächliche Genugtuung, die den Opfern dadurch widerfährt, aber ihre eigenen einzelnen tatsächlichen Nöte werden dadurch nicht beseitigt. Das muss man einmal klarstellen.
Das ganze Problem schreit also nach Prävention. Was tut die Kirche präventiv?
Es wäre erfreulich, wenn sie überhaupt aktiv etwas zur Prävention unternehmen würde – dann kämen wir letztlich zu dem Ergebnis: Man müsste eigentlich das Priesteramt abschaffen. Was die Kirche aber tut, ist das, was sie auch mit dem Missbrauch von Kindern tut: Sie verschleiert, sie vertuscht; sie unterstützt auch nicht die deutschen Aufklärungsbehörden, sie hält sich nicht an die UNO-Kinderkonvention. Das wären alles Präventivmaßnahmen: dass die Kirche das tut, was sie von anderen erwartet, und auch, dass sie die geltenden Rechte der Staaten respektiert.
Wie ist es möglich, dass ein Priester z. B. 17 Kinder missbraucht hat? Warum ist das in der Kirche nicht aufgefallen? Und warum konnte das nicht früher unterbunden werden?
Die Antwort liegt unter anderem in der Verschleierungstaktik und in der starken Hierarchie begründet, die in der Kirche vorherrschten
. Die Situation des Missbrauchs ergibt sich immer aus dem Verhältnis eines Abhängigen zu einem, der Macht ausübt, zu einer Autorität. Die Struktur der Kirche ist hierarchisch geprägt, das heißt: Einer, der Autorität hat, einer der Macht hat – das sind der Papst und das ganze Gefolge – übt Macht auf das gläubige Volk aus. Die Erfahrungsberichte vieler Missbrauchsopfer weisen immer wieder dasselbe Muster auf: Es ist immer wieder die gleiche alte Geschichte von Macht, Unterdrückung, Hierarchie, Ausbeutung, Indoktrination; es geht immer darum, den Menschen zu demütigen und ihn auf einem gewissen Level der Unterdrückung zu halten. Das sind die Erlebnisse, die von den Opfern geschildert werden.

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Wir sollten noch einmal auf die Opfer zurückkommen, damit wir diese Ungeheuerlichkeiten richtig auf uns wirken lassen können. Es handelt sich dabei um Kinder aller Altersgruppen, die von Priestern missbraucht werden – in Heimen, in der Sakristei, im Pfarrhaus, in den Schlafsälen, in Internaten usw.: ein-, zwei- und dreijährige Kinder, 10-Jährige, 12-Jährige, 16-Jährige … Das heißt, dass der Priester schildern wir es einmal deutlich, denn das ist es, was dem Kind tatsächlich angetan wird mit seinem Penis z. B. in den After eindringt, mit seinem Penis in die Scheide stößt, das Kind dazu zwingt, seinen Penis in den Mund zu nehmen, seinen Samenerguss im Rachenraum zu erdulden.
Allein diese knappe Schilderung, aber auch die langjährige sozialpädagogische Erfahrung zeigen ganz deutlich: Ein Kind mit seinem Erleben von Sexualität – wenn es das überhaupt hat – kann niemals ein „Partner“ sein. Aus den Berichten von Betroffenen geht auch immer deutlich hervor, dass es im Kern um Macht, um Unterdrückung und um Ausbeutung geht – und nicht etwa um Liebe und Zuwendung mit „bedauerlichen“ Grenzüberschreitungen, wie oft rechtfertigend behauptet wird.

Es gibt einen Erlass von Johannes Paul II., wie mit missbrauchenden Priestern umzugehen ist. Ein Teil des Erlasses besagt, dass ein anderer Priester die Abklärung durchzuführen hat; wiederum ein Priester also hat den Priester-Täter zu vernehmen. Sobald der Verdacht sich erhärtet, dass etwas geschehen sein könnte, wird das ganze Verfahren an die Glaubenskongregation in Rom übergeben, die von da an über das weitere Vorgehen Regie führt. In dem päpstlichen Erlass steht: „Das Ganze unterliegt päpstlicher Geheimhaltung.“ Die Kirche tut also alles, um eine Aufklarung nach weltlichem Recht zu behindern oder zu verhindern.

Nach eigenem Bekunden setzt sich die Kirche mit ihrem kanonischen Recht über jedes weltliche Recht eines normalen Rechtsstaates hinweg. Das heißt: Die Kirche tut das völlig ohne Skrupel, weil sie von sich selbst behauptet oder glaubt, das Kirchenrecht stehe über jedem weltlichen Recht. Es kann im Lichte der hier geschilderten Erfahrungen also keine Rede davon sein, dass die Kirche irgendetwas Aktives unternahm, um einen weiteren Missbrauch oder weitere Missbrauchsfälle zu verhindern – im Gegenteil. Der Kirche geht es in erster Linie um den Schutz der Täter und um den Schutz ihres eigenen Rufes. Die Opfer stehen demzufolge an letzter Stelle und sind auch in der schwächsten Position, denn wer, welche Familie, welches Kind könnte z. B. der Argumentation eines Priesters standhalten, wenn dieser plötzlich zu Besuch kommt und versucht, das Kind unter Druck zu setzen, den Eltern vielleicht Geld anbietet, damit sie schweigen – und gleichzeitig Kind und Eltern Schuldgefühle einimpft, wie es zuvor auch schon der Täter getan hat?

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Die Kirche beansprucht, oberster Richter aller Richter auf der Welt zu sein. Gibt es also einen Richter über dem Papst? Für die Kirche nicht. Was würde Jesus zu all dem wohl sagen?
Jesus lehrte das Gleichnis vom Weltgericht: Zu Seiner Linken stehen welche und zu Seiner Rechten. Und zu Seiner Rechten stehen die, die Seinen Willen tun, also das Gute, das Ethische. Jesus legte den Menschen nahe, die Gebote zu halten, die Goldene Regel zu halten: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Nächsten tun sollen, das tut ihr ihnen zuerst“, oder, als Sprichwort formuliert: „Was du nicht willst, dass man dir tu’, das füg’ auch keinem anderen zu.“ Darauf kam es Jesus an. Und das sind die Menschen an Seiner Rechten, das ist Seine Botschaft. Wenn die Kirche das alles nicht tut – und sie tut es vielfach nicht –, dann ist damit klar, wo die Kirche steht.
Sexueller Missbrauch durch Priester ist Seelenmord – das sagen die Betroffenen und auch erfahrene Therapeuten. Mord an der Seele widerspricht jedoch der Lehre des Jesus von Nazareth völlig. Und dennoch versucht die Kirche immer noch mit allen Mitteln, den Menschen weiterhin klarzumachen: „Wir stehen doch irgendwie mit diesem Jesus im Bunde.“ Das ist eine gravierende Irreführung, ein Etikettenschwindel ohnegleichen.

In einem Missbrauchsfall in Bayern wurde ein Priester enttarnt. Dabei stellte sich heraus: Es war schon früher einmal etwas vorgefallen, aber der betreffende Priester wurde wieder in einer Gemeinde eingesetzt und hatte auch wieder mit Kindern zu tun. Der Bischof rechtfertigte sich dann mit der sinngemäßen Aussage: „Auch die Jünger wären ja Sünder gewesen.“ Seine verfehlte Personalpolitik hat er demzufolge mit Jesus von Nazareth verglichen: dass auch Jesus sündige Menschen berufen habe, und die Kirche berufe eben notgedrungen auch solche sündigen Menschen. Da verschlägt es einem aber die Sprache! Dieser Vergleich ist dermaßen abwegig, denn die Jünger des Jesus waren doch keine Pädophilen, sie waren doch keine Gewalttäter! Sie hatten ein gewisses geistiges Niveau und waren deshalb weit entfernt von den Abgründen und perversen Niedrigkeiten, die bei den Sündern der Kirche üblich sind. Sicher, Jesus hat Sünder berufen, aber Er sagte auch: „Sündige hinfort nicht mehr.“ Er leitete Seine Nachfolger an, wie sie ihre Sünden erkennen und zu besseren Menschen werden konnten. Das hat mit der Vertuschungstaktik und der Geheimniskrämerei der Kirche nichts gemeinsam.

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Abschließend möchten wir noch einmal auf das Wort „Seelenmord“ eingehen: was das eigentlich bedeutet und wie das zustande kommt. Wir haben bereits ausgeführt, wie im Erleben des Kindes der Priester überhöht erscheint. Diese Darstellung einer Überhöhung ist zwar künstlich, aber sie ist in der Seele des Kindes wirksam. Wenn ein solch überhöhter Mensch dem Kind Derartiges antut, dann meint das Kind, der „liebe Gott“ habe gewollt, dass ihm solches geschieht, denn es ist ja der Priester – der in den Augen des Kindes sozusagen als der Vertreter Gottes dargestellt wird –, der an ihm solches verübt. Die betroffenen Menschen können oft ein Leben lang nicht erfassen, wie es sein kann, dass Gott das zulässt oder an ihnen solches direkt verübt. Sie meinen dann, sie werden von Ihm bestraft oder Er hasse sie. Die Menschen, die von einem Geistlichen missbraucht wurden, haben oft ein Leben lang oder darüber hinaus Mühe, überhaupt wieder eine innere Beziehung zum liebenden Gott aufzubauen, weil sie seit frühester Kindheit in dem Glauben herumlaufen, dass Gott ihnen das angetan hat. Das verbirgt sich hinter dem Wort Seelenmord. Es ist für die Betroffenen fast nicht mehr möglich oder über eine lange Zeit nicht möglich, zum Gott der Liebe eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen, da sie den kirchlichen Gott ganz ander erlebt haben. Das ist das Gravierendste, denn es geht in eine existenzielle Dimension – es geht weit über das hinaus, was geschieht, wenn ein anderer Mensch ein Kind missbraucht. Wenn ein Priester das tut, hat es für das Kind eine Qualität mit ganz anderen Dimensionen.
Ob ein Priester, der Kinder missbraucht, noch an „Gott“ glaubt? Man muss davon ausgehen, dass er es nur vorgibt, denn glaubte er wirklich an den Gott der Liebe, würde er so etwas nicht tun.

 

Teil II – Das Wesen der Priester und ihre Herkunft

Mit dem „Priesterjahr“ sollte im Jahr 2009 für den Priesterberuf geworben werden.
Was ist unter „Priester-Beruf“ zu verstehen? Der Priester übt also einen Beruf aus. Das hat aber mit einer Berufung „von oben“, von Gott, nichts zu tun, denn Jesus von Nazareth setzte keine Priester ein. Also könnte man sagen: Die Institution Kirche ist gewissermaßen ein reicher Großkonzern, in dem der Priester seinen Beruf ausübt. Er ist folglich ein Mann, der wie andere im Volk seinen Beruf ausübt.
Warum kleidet er sich dann aber so viel anders als das Volk? Er ist doch ebenso berufstätig wie das Volk. Da keine Berufung von Gott vorliegt, ist der Priester in gewisser Weise ein Angestellter des Papstes, der dem Großkonzern bekanntermaßen vorsteht. Also ist er, wie jeder andere auch, ein berufstätiger Mensch – allerdings in einem übermächtigen Großkonzern. Und wer unterstützt diesen Großkonzern? Das Volk und nicht zuletzt unsere Regierung.

Bedenken wir: Jesus von Nazareth war doch auch kein Priester. Papst Benedikt XVI. hat zwar in seiner Rede an die Kardinäle gesagt: „Um das Streben der Priester nach geistlicher Vollkommenheit zu unterstützen“, habe er entschieden, ein besonderes „Jahr des Priesters“ auszurufen. Doch der eigentliche Anlass könnte sein, dass die Kirche bekanntlich an einem erheblichen Priestermangel leidet.
Das ist bei dem schlechten Ruf, den die Priester mittlerweile in der Bevölkerung genießen, nicht verwunderlich. Die vielen Skandale wegen Sexualverbrechen von Priestern in aller Welt sind kaum noch zu übersehen. Der Papst setzt ja wohl deshalb auf das Gebet, das er selbst extra für dieses Priesterjahr geschrieben hat.
Hier könnte man einhaken. Denn ein Mensch des Volkes würde entgegnen: „Ich halte mich an das Vaterunser!“
Viele haben den Eindruck, dass der Papst das Vaterunser, das uns Jesus, der Christus, gelehrt hat, von ihm selbst ausgebootet wird. Und es gibt mittlerweile sogar in der Kirche Stimmen, die sagen, dass angesichts dieser vielen Skandale das Gebet überhaupt nichts mehr nützt.

Über den Priestermangel hat offenbar auch Erzbischof Zollitsch nachgedacht. Als Lösungsmöglichkeit regte er verheiratete Priester an. Doch der Papst will davon ja bekanntlich nichts wissen.
Und das ist durchaus zu verstehen, denn sowohl der Papst als auch seine Kardinäle sind doch mehr oder weniger sehr alt, man könnte sagen „zu alt“ für diese Neuerung. Das betrifft sie also nicht mehr.

Um uns nicht in Details zu verlieren, stellen wir einmal die zentrale Frage: Was ist eigentlich ein Priester?
Nach der Lehre der katholischen Kirche ist ein Priester eine Art Mittler zwischen Gott und dem Menschen. Zwar heißt es offiziell, Christus sei der Mittler. Doch praktisch läuft das in der Katholischen Kirche überhaupt nur über den Priester. Das Priestertum der Amts-Priester wird von Bischöfen durch ein eigenes Kirchensakrament übertragen. Dieses zeichnet die Priester – angeblich durch die Salbung des „heiligen Geistes“ – mit einem besonderen Präge-Mal aus und stelle sie auf diese Weise dem angeblichen „Priester Christus“ gleich. Das behauptet die katholische Kirche.
Jesus allerdings hat all dieses nicht gelehrt.
Die Worte „Priester Christus“ sollten uns aufhorchen lassen, denn: Jesus war doch kein Priester! Er war ein Mann des Volkes, von Beruf Zimmermann. Und ein Freund der Priester war Er auch nicht. Denn in Seinen Wehe-Rufen, überliefert in der Bibel des Papstes, lesen wir unter anderem Folgendes: „Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler!“ Das klingt nicht gerade nach einem Freund der Priester. Also ein Priester war Jesus gewiss nicht. Und ein Freund der Priester auch nicht.

In einem Handlexikon sind einige Charakteristika von Priestern aufgezählt. Dort steht z. B., ein Priester sei „ein durch Weihe bestellter, oft gesondert lebender Träger besonderen religiösen Charismas, ein Leiter von Kult, Opfer und Gebet“, und sogar „ein Hüter des Heiligtums“. Das sind viele sonderbare Begriffe.

Doch was soll ein katholischer Priester überhaupt tun?
Der Dienst des Priesters besteht in der Hauptsache darin, dass er auf dem Altar mit seinen eigenen Händen bei der Feier der Eucharistie, also beim Kirchenmahl, das angebliche Sühnopfer, das Jesus dargebracht haben soll, auf unblutige und sakramentale Weise erneut darbringen soll. Darauf zielt das Dienst-Amt des Priesters ab. Und darin finde sich seine „Vollendung“, wie es heißt. Das lehrt die Katholische Kirche. Doch mangelt es ihren Lehraussagen nicht erheblich an Logik? Wenn nämlich der Priester, wie sie sagen, gleich nach Gott kommt, dann steht er ja noch vor Jesus von Nazareth, denn dieser war kein Priester. Dann wäre der Priester ja schon göttlich – und Jesus, den Christus, lassen sie immer noch am Kreuz hängen.
Jesus zeigte uns doch einen Vater, der gerade kein Opfer will. Jesus von Nazareth reinigte den Tempel vom Verkauf der Opfertiere und der Geldwechsler. So steht es auch in der Bibel des Papstes.
Interessant wäre, ob alle anderen Christen, also christliche Gemeinschaften, die Aufgabe eines Priesters auch so sehen.

Es gab vor ca. 500 Jahren z. B. einmal eine breite Volksbewegung in der Zeit der Reformation, da haben die Christen gesagt: Wir brauchen keine Priester, und wir wollen auch keine Priester. Doch was hat die neu entstandene evangelische Kirche daraus gemacht? Sie hat etwas Ähnliches eingeführt, nämlich den „Pfarrer“ oder „Pastor“. Aber klar ist: Jesus wollte weder den Priester, noch wollte Jesus einen Ersatz dafür in Form von evangelischen Pastoren oder von Pfarrern. Beides hat mit Jesus von Nazareth nichts zu tun.

Jesus sagte doch ganz bewusst „Folget Mir – also Jesus, dem Christus – nach!“ Davon, einem Pfarrer, einem Pastor oder Priester nachzufolgen, hat Er nicht gesprochen. Und das kann jeder, der will, heute in den Bibeln der Kirchen nachlesen. Da steht es richtig drin.

Und Jesus, der Christus, lehrte uns doch, dass jeder Mensch, also jeder von uns, dieser Tempel Gottes ist, und dass der mächtige Geist der Unendlichkeit, der all-weise Gott, in uns, in jeder Seele wohnt. Infolgedessen ist Gott uns um vieles näher als ein Priester, näher als unsere Arme und Beine. Gott ist in uns gegenwärtig.
Ja, an wen sollen wir uns denn wenden? Doch letzten Endes einzig an Gott, unseren Vater, und an Christus, unseren Erlöser, der mit Seiner Erlöserkraft in uns lebendig ist. Wenn Er so nahe ist, also in uns ist, so könnten wir doch jedes Gebet zu Ihm sprechen, zu Ihm hin beten, in uns selbst. Also bedarf es doch keiner Priester, keiner Pfarrer, keiner Pastoren. Wir selbst sind der Tempel Gottes, und Gott wohnt in uns. Also bedarf es auch keiner so genannten Kirchen aus Stein.

Und daraus könnte man weiter schlussfolgern: Dann ist es doch auch so, dass wir uns Gott gegenüber versündigen, wenn wir wissen, dass Er in uns ist und wir dann trotzdem zu einem sündigen Priester gehen.
Wir Menschen sind eigenständige und selbständige Wesen. Als solche sollten wir uns aufgerufen fühlen, über all das, was wir hier lesen, nachzudenken, in dem Bewusstsein: Wir selbst sind der Tempel Gottes. In jedem von uns wohnt der mächtige, all-weise Geist. Er liebt uns. Er liebt uns alle. Infolgedessen können wir doch zu Ihm beten, gleich, wo wir sind – im stillen Kämmerlein, von dem Jesus sprach; in der Natur. Einerlei, wo wir sind, wir tragen den mächtigen, all-weisen Geist in uns, den Geist unseres ewigen Vaters, Der uns liebt. Warum sollen wir Menschen nachfolgen?
Ja, im Grunde genommen könnte man sagen: Es ist eine Sünde, Menschen nachzufolgen, wenn doch Jesus uns lehrte: Du bist der Tempel Gottes, und Gott wohnt in dir!

Und dieser Gott braucht auch keine Kulte, Er braucht keine Rituale. Er braucht das Herz des Menschen, das in sich Gott sucht und findet.

Weil auch von dem Opfer die Rede war, das Jesus dargebracht hat, eine Frage zum Nachdenken:
Hat Jesus denn wirklich sich selbst als Opfer dargebracht? Er ist doch nicht selbst und freiwillig auf das Kreuz gestiegen. Er wurde doch auf Betreiben der damaligen Priesterschaft an das Kreuz ausgeliefert und dort grausam umgebracht. Klar ausgedrückt: Er wurde ermordet! So etwas kann man doch nicht als sakrales Opfer verbrämen. Das war Mord! Wie kann man so etwas denn täglich von einem Priester auf dem Altar wiederholen lassen?!
Dergleichen steht auch nirgendwo in der Bibel. Es ist allein die Lehre der katholischen Kirche. Und das erkennt auch jeder, der die Texte näher studiert hat. Sogar katholische Theologen haben das erkannt, wie z. B. der Schweizer Theologieprofessor Herbert Haag. Er schreibt nämlich in seinem Buch, worauf es ankommt: „In der Theologie ist man sich einig darüber, dass Jesus keine Kirche gründen wollte. Deshalb kann er auch unmöglich eine bestimmte Struktur der Kirche gewollt haben.“
Den Bischöfen gefällt das natürlich nicht. Deshalb hat z. B. auch der Basler Bischof Kurt Koch Herbert Haag heftig kritisiert und ihm vorgeworfen, mit diesen Worten zerstöre er die sakramentale Struktur der Kirche.
Wobei natürlich zu fragen ist, was „sakramentale Struktur der Kirche“ überhaupt heißen soll. In der katholischen Kirche gibt es sieben Sakramente. Um nur ein weiteres zu nennen: Der Priester soll neben Bibelvorlesen, Abendmahl-Zelebrieren auch die Gläubigen in der Beichte von ihren Sünden lossprechen. Priester verlangen von ihren Gläubigen, ihre Sünden reumütig im Sakrament der Buße zu bekennen und sich so zu unterwerfen. Das ist dann auch Sache der Priester in der Praxis der katholischen Kirche.
Es ist auch schleierhaft, wie die Kirche ein solches Vorgehen begründen will, denn in den Bibeln der Kirche, in der Bibel des Papstes, kann man genau das Gegenteil nachlesen. Im Jakobus-Brief steht z. B.:
„So bekennet denn einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Das Gebet eines Menschen, der so lebt, wie Gott es verlangt, kann viel bewirken, wenn es ernstlich ist.“
Von einer Ohrenbeichte im Beichtstuhl vor dem Priester hat Jesus von Nazareth nichts gesagt, und auch sonst steht es nicht in den Bibeln.

Vom Gebet heißt es: „Wenn es ernstlich ist“. Das bedeutet für uns, das, was wir beten – denn wir beten ja zu Gott, unserem Vater, und zu Christus, unserem Erlöser –, auch im Alltag zu erfüllen. Dann kommt es in unserem Inneren, bei Gott, dem All-Weisen, an. Denn wir sind nur dann mit Ihm verbunden, wenn wir unsere Gebete erfüllen.
Aus all dem, was hier zur Sprache kommt, wird eines deutlich: Die Lehre Jesu wurde und wird nicht nur missachtet, sondern regelrecht verschaukelt. Die Katholische Kirche kann sich doch „katholisch“ nennen. Sie ist nun mal ein überreicher Großkonzern. Doch mit „christlich“ gleich „Christus“ hat das nichts zu tun.

Grundsätzlich gilt:
Eine Kirche kann weder lösen, noch die Bindegewalt ausüben.
Gott ist Der, der löst
. Gott ist es, der verbindet, vom Himmel zur Erde, vom Himmel zu jedem Einzelnen von uns. Denn das Reich Gottes ist in uns. Lösen wir uns von der Sünde und verbinden wir uns mit Gott in uns, dann fühlen wir, dass wir Kinder Gottes sind und eins mit dem großen Geist, der in uns wohnt. Und dieses Einssein spricht in unser Gewissen ein, dann, wenn wir wieder sündigen. Gott hilft uns, das zu lösen, woran wir uns gebunden haben und durch das Sündigen wieder binden wollen.
Also: Gott in uns ist es, der Christus-Gottes-Geist, der uns beisteht. Kein Priester kann uns helfen. Ein so genannter „guter“ Priester – wenn man das Wort „gut“ einmal im Sinne der Alltagssprache verwenden möchte –, der also ernsthaft die Verbindung zu Gott sucht, der wird sich früher oder später auch vom Priesteramt lösen. Er wird ein Mann des Volkes sein, der aus der eigenen Erfahrung spricht, wie er gekämpft hat und noch kämpft, um Schritt für Schritt eins zu werden mit dem großen Geist in uns. Das ist Verbundensein mit Gott, unserem Vater, und Christus, unserem Erlöser.

Eine „Bindegewalt“ leitet die Kirche von dem so genannten „Felsenwort“ aus dem Matthäusevangelium ab, wo Jesus dem Petrus gesagt haben soll: „Was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein. Und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.“ (Mt. 16, 19)
Diese Stelle wird von der Katholischen Kirche so gedeutet, als hätte Jesus dem Petrus eine so genannte Schlüsselgewalt hinsichtlich der Vergebung von Sünden übertragen.
Doch es macht schon stutzig, dass Jesus nur wenig später nahezu dasselbe Wort an alle Seine Jünger gerichtet hat, denn in Matthäus 18, 18 heißt es: „Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel gelöst sein.“

Gemeint ist hier das Vergeben. Wir Menschen sollen hier auf der Erde durch Vergeben und Bitte um Vergebung die Belastungen lösen, an denen wir leiden und welche unsere Seele unfrei machen. Auf diese Weise hat Christus allen Seinen Nachfolgern den Schlüssel der gegenseitigen Vergebung in die Hand gegeben, natürlich auch Petrus. Von Priestern sprach Er nie.
Warum sagt Jesus nach dem Zeugnis der Bibel das Wort vom Binden und Lösen einmal an alle Seine Jünger und ein andermal speziell an Petrus? Hier können wir bedenken, dass die Jesusworte ja erst viele Jahrzehnte später aufgeschrieben wurden. Und sicher stand Petrus auch dabei, als das gesagt wurde.

Ganz offensichtlich handelt es sich hier um ein Wortspiel. Der Name Petrus bedeutet ja sowohl im Aramäischen als auch im Griechischen schlicht der „Fels“.
Doch wodurch wird denn der Petrus seinem Namen gerecht? Wodurch wird er denn zu dem „Felsen“? Da ist die Antwort eigentlich ganz klar: Er wird dann zum Felsen, wenn er auf Christus, den Felsen in ihm, baut, also, wenn er ganz auf Christus baut. So ist auch sonst in der Bibel das Wort „Fels“ gemeint. Das wird an anderen Stellen im Neuen Testament deutlich. Z. B. heißt es bei 1. Korinther 10, 4: „Sie tranken aus dem lebensspendenden Felsen, der mit ihnen zog. Und dieser Felsen war Christus.“
Jesus selbst sagte auch am Ende der Bergpredigt: „Wer diese Meine Rede hört und sie tut, der ist ein kluger Mann und der hat sein Haus auf Fels gebaut“, also auf Christus selbst, auf Christus, den Felsen. Kurzum, Christus ist der Fels und nicht Petrus, wie es in der Kirche oft heißt. Auf Ihn selbst, Christus, möchte Er Seine Gemeinde aufgebaut wissen.
Kein Mensch soll also auf den Stuhl Petri bauen, sondern auf den Felsen Christus in jedem von uns. Daraus ergibt sich eindeutig: In der Institution Kirche, die dem Petrus nachfolgt, kräht viele Jahrhunderte schon der Hahn.

Der Hahn kräht auch noch öfter in der Kirche. Sie beruft sich, um ihre angebliche Schlüsselgewalt zu begründen, auch noch auf eine andere Bibelstelle, auf Johannes 20, 23, wo es heißt: „Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.“ Von Priestern sprach Jesus, der Christus, hier aber nicht. Er lehrte uns die tiefe Reue, die Bitte um Vergebung, das gegenseitige Vergeben und das Wiedergutmachen, so weit, wie es uns möglich ist.
Hier ist allerdings überhaupt umstritten, ob diese Stelle richtig übersetzt wurde; ob nicht in der ursprünglichen aramäischen Umgangssprache etwas anderes gemeint war. Einige Fachleute sind der Ansicht, man müsse sie folgendermaßen übersetzen, im Sinne des Gesetzes von Saat und Ernte.
„Wenn ihr irgendwelchen die Sünden vergebt, sind sie euch selbst vergeben. Wenn ihr sie irgendwelchen festhaltet, sind sie euch selbst festgehalten.“ Wir können davon ausgehen, dass diese Worte dem göttlichen Gesetz entsprechen, und das ist das, was die wahren Propheten gelehrt haben. Jesus sprach sinngemäß: „Ich Bin gekommen, um das Gesetz und die Propheten zu erfüllen“ (Mt. 5, 17). Und wie gesagt: Von Priestern ist hier nicht die Rede.

Wieder erkennen wir: Christus sprach nicht für die Einsetzung von Priestern, weder in den zitierten Textstellen noch anderswo. Es geht vielmehr immer um das Verhalten der Menschen untereinander. Es würde einem Menschen nämlich gar nichts bringen, ihm eine Sünde zu vergeben, wenn dieser gar keine Reue empfindet und dieselbe Sünde gleich wieder begeht. Das ist gemeint, wenn es heißt, „denen sind die Sünden behalten“. Jesus hat Seine Jünger hier die Unterscheidungsgabe gelehrt, zu erkennen, wo es sich um eine echte Umkehr handelt und wo nicht.
Die Kirche handhabt es, wie wir wissen, anders. Da geht man, so man möchte, in den Beichtstuhl und beichtet und bekommt dann vom Priester die so genannte Absolution. Bezüglich Reue und Bereinigung wird nicht so genau nachgefragt. Der Priester ist bei dem ganzen Vorgang eigentlich völlig überflüssig. Und der Priester kann ja auch gar nicht die Lossprechung geben. Er sagt das zwar, aber in Wirklichkeit funktioniert es ja so überhaupt nicht. Es kommt wirklich einzig auf das Verhalten der Menschen untereinander an.

Genau so steht es ja auch im Vaterunser, in dem wir beten: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Und Jesus sprach dazu in der Bergpredigt weiter: „Wenn ihr den Menschen die Verfehlungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater auch nicht vergeben“ (Mt. 6, 14-15). Es kommt also immer auf den einzelnen Menschen an.

Die Tradition kirchlicher Zwangsdiktatur hat offenbar vielen Menschen des christlichen Abendlandes den Blick für die Wahrheit verstellt. Man mache sich bewusst, welch eine Ungeheuerlichkeit das ist:
Die Kirche behauptet zunächst einmal willkürlich, Nachfolger des Petrus zu sein
. Sie behauptet dann weiter, eine so genannte Schlüsselgewalt zu haben, die sie von Petrus geerbt haben will, obwohl Jesus diesen Schlüssel des Vergebens ja allen Menschen gegeben hat. Und aus dieser angeblichen Schlüsselgewalt leitet die Kirche wieder ihren maßlosen Anspruch ab, den Menschen im Namen Gottes Sünden vergeben zu können, ihnen angeblich den Himmel aufschließen zu können. Und es geht ja noch viel weiter: Die Kirche leitet ja auch den Anspruch ab, zu entscheiden, wer in eine angebliche ewige Hölle oder in eine ewige Verdammnis muss. Dieser maßlose Anspruch hat nun wirklich mit den Ursprüngen des Urchristentums nichts mehr zu tun!
Mit Christus hat das alles also gar nichts zu tun, eher mit Petrus
. Denn nur ein paar Bibelverse weiter spricht Jesus zu Petrus folgende Worte: „Satan, hebe dich hinweg von mir!(Mk. 8, 33) Rufen wir uns weitere Begebenheiten mit Petrus in Erinnerung: Im Garten Gethsemane konnte er nicht mit Jesus beten, sondern er ist eingeschlafen. Kurz darauf hat er mit dem Schwert dreingeschlagen, was völlig unangemessen war. Überdies hat Petrus Jesus dreimal verleugnet, also verraten, woraufhin bekanntlich der Hahn krähte.
Petrus hat seinen Verrat wenigstens bereut
. Die Kirche jedoch gibt nicht zu, dass ihre Lehre mit Jesus nicht viel, um nicht deutlich zu sagen: gar nichts, zu tun hat.
Da bei Petrus der Hahn krähte, als er Jesus verraten hat, ist es nur recht und billig zu sagen
: In den Institutionen Kirche kräht der Hahn um vieles öfter.

Bischof Koch sprach von einer „sakramentalen Struktur“. Was bleibt denn eigentlich jetzt noch davon übrig, wenn Jesus von einem Sakrament oder von Sakramenten überhaupt nicht gesprochen hat, und wenn die angebliche Schlüsselgewalt der Kirche eine grobe Verfälschung ist?
Bei der „Eucharistie-Feier“ ist es ebenso. Jesus lehrte zwar ein gemeinsames Mahl Seiner Nachfolger, aber was machte die Kirche auch daraus? Eine Lehre von einem sich wiederholenden Opferkult.

Wie oft hören wir das Wort „Kult“. Woher kommt der Kult? Jesus hat keinen Kult und kein Kultopfer gelehrt. Es stammt vom Heidentum. Denn Jesus hat keine Kirche gegründet, Er hat keine Sakramente eingesetzt, Er wollte auch keine professionellen Priester, die sich vom Volk abheben und angeblich mit übernatürlichen Kräften ausgestattet sind. In der Bibel des Papstes lesen wir noch, was Jesus wollte (1. Petrus 5, 10): „Der Gott aller Gnade … aber wird euch selbst … zubereiten … Sein ist die Kraft von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Wenn die beiden aus kirchlicher Sicht wichtigen Sakramente, die die Priester geben die Eucharistie, also das Abendmahl, und die Beichte mit Absolution , gar nicht von Jesus, dem Christus, kommen, dann kann man die Kirche natürlich katholisch nennen, aber doch nicht christlich! Das alles ist also nicht christlich, sondern lediglich katholisch. Also ist die Kirche katholisch, die Priester sind katholisch, und die Lehre ist katholisch aber nicht christlich. Das muss man hier einfach einmal festhalten.
Würde sich die katholische Kirche ausschließlich katholisch nennen, ist doch dagegen nichts einzuwenden
. Aber siechristlich zu nennen, ist ein Hohn auf Jesus von Nazareth.

Jesus von Nazareth sagte doch, und man kann es heute noch richtig in der Bibel des Papstes lesen: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“ (Mt. 7, 16). Schauen wir uns doch einmal die Früchte an, die die Katholische Kirche in den zurückliegenden 1700 Jahren gebracht hat. Was also hat rund 1700 Jahre katholisches Priestertum den Menschen und der ganzen Erde gebracht? Denn die Katholische Kirche lehrt: „Christi Priestertum, an dem die Priester in Wahrheit Anteil erhalten haben, ist ja notwendig für alle Völker und für alle Zeiten bestimmt.“
„Als erstes“, so heißt es weiter, „müsste es den Priestern daher sehr am Herzen liegen, durch … das Zeugnis ihres eigenen Lebens, das den Geist des Dienens und die wahre österliche Freude offenbar machen solle, den Gläubigen die Erhabenheit und Notwendigkeit des Priestertums vor Augen zu stellen“.
Erhabenheit und Notwendigkeit – große Worte! Wem kommen da nicht etliche Fakten vors Auge. Und in den Texten der Kirche heißt es auch, die Priester hätten Teil an jenem „neuen Lebensstil“, den Jesus, der Herr, eingeführt hat und den die Apostel sich zu eigen gemacht haben.

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„Neuer Lebensstil“ – das erinnert an das, was Benedikt XVI. zu Beginn dieses „Priesterjahres“ 2009 gesagt hat. Er hat gemeint, es wäre dringend notwendig, dass die Priester „präsent, identifizierbar und erkennbar“ zu sein haben. Also identifizierbar, und zwar worin? – Der Papst nannte drei Gesichtspunkte: „Sowohl im Glaubensurteil, als auch in den persönlichen Tugenden und auch in der Kleidung.“

Gehen wir dem Begriff „Glaubensurteil“ nach: „Urteil“ klingt doch recht allzumenschlich und lässt an „Verurteilung“ denken. Zu einem „Glaubensurteil“ kommt es folgendermaßen:
Der Priester schaut in seine Kirchenbücher, in die katholischen Gesetzesbücher, in die Dogmenbücher, und er trifft daraufhin sein Urteil. Und dieses ist tatsächlich oft eine Verurteilung derer, die anders denken und glauben.

Also trägt es den Gläubigen es mehr oder weniger eine Verurteilung ein, wenn sie nicht so handeln, wie es in den so genannten Priesterbüchern steht. Diese Tatsache wird zwar, um sich im Volk beliebt zu machen, oft verschwiegen. Aber wenn man einmal nachfragt, handelt es sich ganz klar um eine Verurteilung. Und darin sind dann fast alle Gläubigen inbegriffen. Sie alle sind verurteilt, wissen es nur oftmals nicht.
Wenn jetzt ein Gläubiger nicht tut, was in den Priesterbüchern steht, dann kommt so ein Mensch, nach der katholischen Kirchenlehre, nach seinem Leibestod automatisch in die so genannte ewige Verdammnis. Dann soll er verdammt sein auf Ewigkeit: ewige Höllenpein, ewige Qualen, ewiges Leid, ewig, ewig, ewig. Das ist die katholische Lehre.
Ausgeschlossenheit und die Verdammnis sind unweigerlich die Folge. Es sei denn, der Mensch passt sich irgendwann wieder den Priesterbüchern an. Dann wird er kirchlicherseits los gesprochen. Stirbt er jedoch in dem Bewusstsein, dass er gegen die Priesterbücher verstoßen hat, dann komme er angeblich in die ewige Verdammnis.
Allerdings, damit kein Missverständnis entsteht: Das ist die Lehre der Kirche! Jesus hat das überhaupt nicht gelehrt. Was Er wirklich gelehrt hat, kann man heute noch nachlesen. Man muss sich nur die Mühe machen, die Bibel aufzuschlagen und nachzulesen.
So mancher, der von diesen ungeheuerlichen, vernichtenden Urteilen der kirchlichen Lehre hört, denkt an ein Wort, das Jesus sinngemäß gesagt hat: Wir Menschen sollen eben nicht urteilen. Denn mit der Kelle, mit der wir zuteilen, wird später auch uns zugeteilt werden, und mit dem Maß, mit dem wir messen, werden auch wir gemessen werden. Und das gilt allerdings auch für die Priester.

Ist es nicht wunderbar, dass uns Gott, unser Vater, durch Mose die Zehn Gebote gab und Jesus, der Christus, uns als Jesus von Nazareth eine wunderbare Lehre der Versöhnung gab, die Bergpredigt. Wenn wir uns an die Zehn Gebote Gottes und an die Bergpredigt halten, und Schritt für Schritt danach leben – Schritt für Schritt, denn wer ist schon vollkommen? –, fühlen wir uns doch verbunden mit dem großen Geist in uns. Wozu dann ein Priestermann?!
Nun verstehen wir auch, warum Jesus sagte: „Ihr sollt euch nicht Rabbi nennen. Keiner ist euer Lehrer, nur Christus.“ Er sagte auch, „Ihr sollt euch nicht Vater nennen“, denn es gibt nur einen Vater, unseren Vater im Himmel, der unser aller Vater ist. Und Er sagte auch, „Ihr seid alle Brüder und Schwestern“. Das ist die Brüderlichkeit oder Geschwisterlichkeit, die zu den urchristlichen Prinzipien gehört.
Stellt es nicht schon eine Gotteslästerung dar, wenn man zum einen die Bergpredigt des Jesus von Nazareth als utopisch abtut und zum anderen der Papst für sich beansprucht, allein und unfehlbar in Glaubensfragen urteilen zu können? Seinem Urteil müssen sich – so das Diktat der Kirche – dann auch noch alle unterwerfen, oder sie seien ewig verdammt.
Und das gilt nach dem Selbstverständnis des Papstes nicht nur für alle Mitglieder der katholischen Kirche, sondern für alle Menschen auf der Erde! Das ist der Anspruch des Papstes, völlig gleich, ob man dieser Kirche nun angehört oder nicht.
Es ist wahrhaftig ebenfalls eine Gotteslästerung, zu behaupten, Gott, der Seine Kinder erschaffen hat, würde sie auf ewig in die Verdammung schicken. Das wäre ein grausamer Gott und nicht der Gott der Liebe, den uns Jesus von Nazareth lehrte und den Er heute im Prophetischen Wort wieder lehrt.
Bedenken wir auch, dass die Urteile des Papstes hinsichtlich der Glaubensfragen für die Menschen in der Vergangenheit letztlich einem Todesurteil gleichkamen
.

*

Wir beziehen uns hier also auf die Vergangenheit. Doch wie sieht es in der Gegenwart aus? Wie präsentiert sich denn die katholische Kirche zur Zeit [2009] in der Öffentlichkeit? Denken wir doch nur einmal an das, was in den Medien in den vergangenen Jahren berichtet wurde. Das kann niemandem entgangen sein. Z. B. die Vorkommnisse in Deutschland, in Irland, in Kanada, in Australien, eigentlich überall auf der Welt: Die Art und Weise, wie die Priester – gerade also die Priester, von denen jetzt die Rede ist – mit den Kleinsten und Schwächsten der ihnen anvertrauten „Schäfchen“ umgegangen sind, mit den Kindern.

Nehmen wir zur Kenntnis, was im Zweiten Vaticanum gesagt wurde:
„Noch so schöne Zeremonien … nutzen wenig, wenn sie nicht auf die Erziehung der Menschen zu christlicher Reife hin geordnet sind. Obgleich die Priester allen verpflichtet sind, so sollen sie sich doch vor allem der Armen und Geringen annehmen. Mit besonderem Eifer sollen sie sich auch der Jugend annehmen.“ „Hört, hört!“ möchte man da sagen.

Wie viele katholische Priester diese oberhirtlichen Richtlinien umgesetzt haben, illustrieren die folgenden Fakten:
Wegen systematischer Quälerei und wiederholten Menschenrechtsverletzungen sollen kirchliche Träger und Betriebe in Deutschland auf Entschädigungszahlungen in Höhe von 25 Milliarden Euro belangt werden. Man schätzt, dass 500.000 bis 800.000 Kinder in deutschen Heimen unter kirchlicher Trägerschaft betroffen waren.
Das berichtete der Deutschlandfunk in mehreren Sendungen im Juni 2009.
Statt Liebe – so heißt es in den Kommentaren – erhielten die Kinder Schläge. Statt zu lernen, mussten sie unbezahlt arbeiten, und es ist auch von sexuellem Missbrauch die Rede.
Da stutzt der wache Zeitgenosse und fragt sich: Die Priester sollen sich mit Eifer der Jugend annehmen. Doch auf diese Weise? War das der priesterliche Auftrag?

Weitere Meldungen, welche die Lage anschaulich schildern:
In Irland haben Priester und Laien über Jahrzehnte 15.000 Kinder misshandelt oder vergewaltigt.
Der Albtraum eines Jungen z. B. begann im Moor, in das die Ordensbrüder die Heimkinder immer trieben, damit sie Torf stechen, den ganzen Tag lang. John Kelly war damals 13 Jahre alt, und er erinnert sich so gut an seine erste Vergewaltigung durch einen Priester, wie alle anderen Opfer auch. Bruder James rief ihn zu sich in den Lastwagen. Dort schlug ihm Bruder James plötzlich mit dem Handrücken ins Gesicht, so hart, dass das Kind zu Boden ging. Bruder James schrie den Jungen an, er sei ein kleiner, dreckiger Bastard. Dann warf er ihm ein Handtuch hin, er solle sich säubern. John Kelly gehorchte, er war ja ein Kind. Aber sofort nahm ihm der Bruder das Handtuch wieder ab und sagte, er wolle das machen. Er rieb John den Rücken ab, die Beine. Dann sagte er ihm, er müsse die kurze Hose aufknöpfen, so dass er ihn auch dort säubern könne. Kurz danach kam dieser stechende Schmerz.
Am Abend schickte Bruder James, ein Priester, ihn unter die Dusche im Kinderheim von Daingean und kam selbst mit. Als er wieder ging, blutete das Kind …

Es gab unzählige Schicksale wie dieses Einzelschicksal. Die priesterlichen Ordensbrüder haben Kinder geschlagen, gequält, vergewaltigt. Sie ließen sie hungern und frieren. Und manche der so genannten Gottesmänner haben die Lederriemen ihrer Peitschen mit Salz eingerieben, damit jeder Schlag lange brennt. Kelly sagt dazu: „Das waren katholische Konzentrationslager, der irische Archipel Gulag.“ Dies wurde berichtet in Spiegel online am 8.6.2009.

Liebe Leser, liebe Leserinnen, machen wir uns bewusst: Dies alles geschieht oder ist geschehen in unseren Tagen. Die Zeitzeugen leben noch. Die Ryan-Kommission hat diesen Bericht, von dem gerade die Rede war, ins Internet gestellt. Und unter der Adresse www.child-abuse.com kann ihn sich jeder herunterladen.
Die Kommission hat die Grausamkeiten ausgewertet, nach Art und Intensität gestaffelt. Ihr Fazit lautet: „Irgendwann glaubtest du, dass du ein Untermensch bist.“
Und das alles sind ja keine Einzelfälle, wie es die Kirche oft darzustellen versucht. Das ist ja hundertfach und tausendfach passiert. Und deshalb gerät die Kirche jetzt durch diesen Ryan Report in Irland auch sehr unter Druck. Das sah auch der dortige Erzbischof Martin so. Er ist ein sehr versierter Vatikan-Diplomat, der extra auf diese schwierige Stelle geschickt worden ist. Er weiß, worum es geht. Er sagte: „Wir dürfen keine Zeit verlieren. Mit dem Missbrauch und der Rolle der Kirche dabei verspielen wir unseren Respekt.“

Es wird berichtet von systematischem körperlichen, seelischem, sexuellem und emotionalem Missbrauch. „Stoßen, Schlagen, Treten, auf die Handflächen mit einem Stock geschlagen werden. Auf einem Haken hängen, geschlagen werden. Mit kaltem Wasser nieder gespritzt und geschlagen werden. Nackt ausgezogen und verprügelt werden. Vor die Hunde gehetzt werden.“ Die Liste der Torturen findet ebenso wenig ein Ende wie jene der sexuellen Gewaltakte, denen Jungen und Mädchen über Jahrzehnte ausgesetzt waren. „Im Schlafsaal, in Autos, in Badezimmern. In der Kirche, in der Sakristei.“
Einer der irischen Jungen bringt es auf den Punkt. „Wir waren Sklaven.“
In den katholischen Papieren des Vaticanum II kann man lesen: „Jeder Priester vertritt also … Christus. Im Mysterium des eucharistischen Opfers, dessen Darbringung die vornehmliche Aufgabe des Priesters ist.“
Das klingt alles vornehm und signalisiert einen hohen Anspruch. Aber in einer Sakristei vor oder nach der Eucharistie-Feier von einem Priester vergewaltigt zu werden, wie wir es lesen, das ist eine unbeschreibliche Schreckenstat, eine Ungeheuerlichkeit, begangen an einem wehrlosen Kind.

Vergleichbares wie aus Deutschland oder Irland hört man aus allen Teilen dieser Welt, überall dort, wo schwache und wehrlose Kinder, zumeist aus Armutsverhältnissen, in die „Obhut“ von Priestern gegeben werden.
In den USA wuchs die Zahl priesterlicher Kinderschänder ins Uferlose. Laut einer Erhebung im Februar 2004, die im Auftrag der US-Amerikanischen Bischofskonferenz erstellt wurde, sind in den vergangenen 50 Jahren 4.392 Priester in den USA des Missbrauchs Minderjähriger beschuldigt worden. In diesem Zeitraum gingen bei den 195 Diözesen 10.667 Klagen ein. 81 % der Opfer waren männlich, und 6 % aller Opfer waren unter 7 Jahre alt. Das war 2004. „Inzwischen sind es also 7000, rund sechs Prozent aller US-Priester“, schreibt Walter V. Robinson von der Arizona State University, der als ehemaliger Redakteur der Zeitung Boston Globe die Entlarvung 2002 mit ins Rollen gebracht hat. „Bei einer vollständigen Aufarbeitung dürfte die Zahl wohl die 11.000 übersteigen“, so Robertson weiter (Die Zeit, 21.2.2019), 11.666 wären bereits 10 % aller Priester, eine Anzahl die man wohl auch auf andere Industrieländer hochrechnen kann.

Die Süddeutsche Zeitung schreibt im Juli 2007 über die Diözese Los Angeles:
„Es stellte sich heraus, dass in Dreivierteln der 288 Pfarreien der Diözese mindestens je einer der 221 Priester, Mönche oder Laienlehrer Dienst getan hatte, denen Kindesmissbrauch vorgeworfen wurde. Die Kirche wusste in vielen Fällen Bescheid und hat, wenn überhaupt, die Täter nur versetzt und sie einfach weiter gewähren lassen. Einer der straffälligen Priester, so berichtet El Pais im Juli 2007, wurde dabei 17 mal“ – wir wiederholen: 17 mal! – „in eine neue Pfarrei versetzt“.
Wenn die Kirche an die Opfer ihrer Kirchen Schadensersatzleistungen zahlen muss, dann werden auch Haftpflichtversicherungen dafür zur Kasse gebeten. Von den 660 Millionen Dollar Entschädigung, allein für die 500 Opfer der Diözese Los Angeles, ließ sich im Jahr 2007 die Kirche 227 Millionen Dollar von Haftpflichtversicherungen zurückerstatten.

Es gibt schon zu denken, dass sich überhaupt Versicherungen finden, die so etwas versichern!
Es ist wirklich ein Skandal. Und die Kirche findet anscheinend, dass Verbrechen an Kindern, die ihre Priester begehen, vom Versicherungsschutz mit umfasst sein sollten. Die Kirche sieht diese Verbrechen offenbar als nichts Besonderes an, sozusagen lediglich als ein normalesBetriebsrisiko ihrer Organisation.
In Rotterdam beispielsweise forderte sie von der Haftpflichtversicherung, die Schadensersatzforderungen gegen kirchliche Kinderschänderverbrecher mit abzudecken. In diesem Fall jedoch verlief es nicht wunschgemäß für die Kirchenoberen: Die Versicherung in Rotterdam lehnte das Ansinnen ab mit dem Hinweis, man versichere keine vorsätzlich begangenen unerlaubten Handlungen. Sie entschied also nach dem Grundsatz: Verbrecher versichern wir nicht!
Und man muss ja wirklich nicht fragen, ob Jesus von Nazareth wohl einen Versicherungsschutz für Kinderschänderverbrecher eingerichtet hätte!

Hier wird der krasse Gegensatz zwischen dem Urchristentum und der heutigen Katholischen Kirche deutlich. Kein Wunder, dass die Kirche sich krampfhaft bemüht, den Blick auch einmal auf etwas „Positives“ zu lenken. Dazu sei das Gebet des Papstes zum Priesterjahr angeführt. Es lautet: „Herr, Jesus Christus, lass unsere Jugendlichen nach wie vor erkennen, wie notwendig, demütig und hochwertig der priesterliche Dienst ist.“ So das Gebet des Papstes.
Es fällt natürlich nicht nur den Jugendlichen schwer, angesichts all der Tatsachen, die hier wiedergegeben wurden, diese vermeintliche Hochwertigkeit des priesterlichen Dienstes zu erkennen.
Also müsste man alle Väter und Mütter warnen, ihre Kinder in die Hände von Priestern fallen zu lassen
. Jesus sah es jedenfalls auch anders als der Papst; das ist ebenso in der Bibel des Papstes zu finden, wo Jesus sagt: „Wer aber einem von diesen Kleinen, die an Mich glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es besser, dass ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde“ (Mt. 18, 6). Dieser Satz steht gleich dreimal in den Evangelien.

Jetzt haben wir von erschreckenden Fakten erfahren. Man könnte sicher noch sehr viel mehr über solche Ereignisse berichten, die ja in letzter Zeit immer mehr ans Licht der Öffentlichkeit kommen. Manche dieser Ereignisse liegen schon einige Zeit zurück, weil eben die Opfer damals kleine Kinder waren, die sich nicht wehren konnten und erst im fortgeschrittenen Alter den Mut fanden, sich an die Öffentlichkeit zu wenden. Man kann nur alle weiteren Opfer ermutigen, ebenfalls auszusagen und somit gegen ihre Peiniger vorzugehen.
Aber die Frage lautet: Wie sieht es heute aus? Ist es heute besser?

Davon kann man wirklich nicht ausgehen, denn bereits im Jahr 2001 waren z. B. die Medien rund um den Globus gefüllt von Berichten über Nonnen, die von Priestern zum Sex gezwungen, also vergewaltigt wurden. Die Übergriffe ereigneten sich überwiegend in so genannten Entwicklungsländern, aber auch in den USA, Irland und Italien. Die Kirche hat bei deren Bekanntwerden lediglich mit der knappen Verlautbarung reagiert, das Problem sei bekannt. Mehr hörte man von ihr nicht. Erst 2018 und 2019, nachdem ein französisches Fernsehteam den Verbrechen nachgegangen ist, wurde das Ausmaß auch dieser Verbrechen zumindest ansatzweise etwas deutlicher.
Dabei wurde schon Anfang des Jahrtausends publik, dass katholische Priester ihre Machtposition gegenüber jungen, unerfahrenen Nonnen schamlos und systematisch ausgenützt haben. Sexuelle Ausbeutung, Vergewaltigungen, Schwangerschaften und erzwungene Abtreibungen seien an der Tagesordnung, hieß es schon damals in den Medien. Die Begründung sagt auch einiges aus: Nonnen würden von Priestern als Lustobjekte bevorzugt, weil sie selten Aids hätten. Und wer weiß, was in armen Entwicklungsländern, außerhalb des Sichtfeldes der Öffentlichkeit, alles noch geschieht? Die betroffenen Opfer haben kaum eine Chance, sich aus eigener Kraft zu wehren. Und wenn sie es dennoch tun – hoffnungslos! Eine Nonne, die sich einmal wehren wollte ihr Widerstand bestand darin, dass sie ihre Schwestern aufforderte, sich einfach nicht mehr vergewaltigen zu lassen –, diese Nonne wurde kurzerhand aus ihrem Orden rausgeworfen und somit ihrem Wirkungsbereich entzogen. Zehn andere, die mit ihr gekämpft hatten, wurden einfach strafversetzt. So handelt die Kirche.

Es ist schrecklich, das empfindet so mancher. Doch wo ist der Hebel, um diesem schändlichen Treiben ein Ende zu setzen?
À propos Nonnen. Hat Jesus von Nazareth überhaupt von Nonnen gesprochen? Das Gelübde, Jesus, dem Christus, die Ehre zu geben und Ihm nachzufolgen, kann jeder Mensch ablegen, weil jeder Mensch der Tempel Gottes ist und der Geist Gottes im Urgrund jeder Seele wohnt. Wie wunderbar wäre es, wenn wir alle  i n  Christus die Lebensregel anwenden könnten: „Was du willst, dass dir andere tun sollen, das tue du ihnen zuerst!“ Oder anders gesprochen: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu!“ Das gilt für jeden von uns, und es gilt ganz besonders den Priestermännern, die, wie der Papst sagt, gleich nach Gott kommen sollen.

Würde die Goldene Lebensregel des Jesus von Nazareth überall Anwendung finden, dann könnte man auch die Opfer der gewalttätigen, verbrecherischen Priester besser schützen. Aber warum ist dies auch heute immer noch so schwer, und warum ist es so schwer, Priester, die Verbrechen begehen, rechtlich zu belangen?
Vielleicht findet sich die Antwort wieder in den Dokumenten des II. Vaticanums. Dort heißt es: „Die Priester, die durch die Weihe in den Priesterstand eingegliedert wurden, sind in inniger sakramentaler Bruderschaft miteinander verbunden. Schließlich werden sich die Priester in besonderer Weise denen gegenüber verpflichtet wissen, die unter irgendwelchen Schwierigkeiten leiden Sie sollen aber denen zur Seite stehen, die in irgendwelchen Punkten versagt haben Ihnen gegenüber müssen sie sich stets als wahre Brüder und Freunde erweisen.“

Als Freunde erweisen“ – Liebe Leser, es scheint, da erübrigt sich jeder Kommentar.
Eine Frage dazu: Die Kirche ist doch für die Familien. Warum werden dann die Priester von der Normalität, eine Familie zu gründen, ausgeschlossen? Vielleicht wäre vieles tatsächlich anders, wenn man die Priester heiraten ließe, wie es Erzbischof Zollitsch schon vorgeschlagen hat? Warum heißt es, die Priester sind für die Familie, aber selbst sollen sie keine Familie gründen?

Es liegt im Selbstverständnis der Kirche, dass sie sagt, sie ist eine hierarchische Organisation. Und das Bild des Priesters ist ein totalitäres Bild. Die Demut, der Gehorsam vor dem Bischof, die vollkommene Keuschheit werden immer wieder betont, wenn auch selten erfüllt. Und dadurch hat die Kirche ein Druckmittel gegen ihre eigenen Angestellten. Die angebliche Hirtenliebe drängt also die Priester dazu, anzunehmen und auszuführen, was der Papst und der eigene Bischof vorschreiben und nahe legen.

À propos Keuschheit. Die Priester sind für die Familien, ja die Familie wird hochgehalten. Ist ein Kinderwunsch unkeusch? Denn ein Kinderwunsch gehört zu einer guten Familie, also sollte man doch die Priester heiraten lassen.
Warum man ihnen das nicht gewähren möchte, hat mit Geistigkeit allerdings nicht das Geringste zu tun. Es ist vielmehr so: Wenn die Priester heiraten, eine Familie gründen würden, hätten sie natürlich auch natürliche Erben. Das heißt, ihr Geld und Gut würde nach ihrem Leibestod nicht der Mutter Kirche zufallen, sondern anderen Menschen, nämlich ihren Erben. Der Kirche würde ja dann einiges verloren gehen.
Solange diese zahllosen Skandalberichte nicht abreißen und die Kirche ihre straffällig gewordenen Priester nach wie vor, so gut es eben geht, deckt, da müssen sich die Verantwortlichen einmal die Frage gefallen lassen: Was legen sie ihren eigenen Leuten eigentlich wirklich nahe? Warum verbietet der Papst solche Gräueltaten, solche Gewalttaten, nicht mal ganz klar und apodiktisch, wie er es ja anderweitig bei Lehrfragen auch ohne Skrupel tut? Auf diese Weise könnte er mal Ordnung im eigenen Haus schaffen, mit allen kirchenrechtlichen Konsequenzen. Oder hat der Papst vielleicht Angst vor diesen Konsequenzen, vielleicht auch deshalb, weil zu viele Priester betroffen sind?

*

Liebe Leser, wir haben Sie nun mit einigen Gegebenheiten über die Verbrechen der Priester an kleinen Kindern oder an jungen Nonnen konfrontiert. Wenn Sie jetzt denken, wir hätten damit weitgehend das offen gelegt, was man von den Werken der Priester, den Früchten, an denen sie zu erkennen sind, sagen kann, dann haben Sie sich geirrt. Gehen wir nur einige Jahrzehnte oder einige Jahrhunderte in der Kirchengeschichte zurück, so kommen die unzähligen und mannigfaltigen, höchst unheilvollen Früchte dieser Priester zutage. Die Weltgeschichte ist übervoll davon. Die Jahrhunderte nach Christus sind um vieles blutrünstiger und kriegerischer gewesen als die Jahrhunderte zuvor.
Hier sollen kurz, aber deutlich, die geschichtlichen Fakten zusammentragen werden, die die Blutspur in der Kirchengeschichte ausmachen. Kritische Kirchenhistoriker wie z. B. Karlheinz Deschner, haben Gräueltaten über Gräueltaten, Verbrechen über Verbrechen der Katholischen Kirche nachgewiesen.

Die ersteKlimakatastrophe unserer Zeitrechnung war eine geistige und eine gesellschaftliche. Ausgelöst wurde sie von der sich bildenden Katholischen Kirche. Die Katholische Kirche überzog die ganze Erde mit einem Klima der Bedrohung durch dieewige Verdammnis„. Sie erzeugte überall, wo sie Einfluss und Macht gewann, ein Klima der Einschüchterung, der Angst vor Gewalt, ein Klima des Entsetzens, des fortwährenden Ausgesetzt-Seins, des fanatisch-religiös begründeten Terrors, zumeist in Wirkung gesetzt von Priestern.

Die Machthaber der Katholischen Kirche, die Päpste also, ließen weite Teile der Erde mit einer nie zuvor da gewesenen Blutspur unvorstellbaren Ausmaßes überziehen. Die grausamsten Verbrechen, zu denen nur die allerperversesten Verbrecher überhaupt fähig sind, wurden von den Priestern der Katholischen Kirche gebilligt, begangen, befohlen und von ihren der Katholischen Kirche und den Päpsten hörigen Anhängern ausgeführt.

Karlheinz Deschner schreibt teils wörtlich, teils sinngemäß: Über Jahrhunderte hinweg war es ein Morden, Brennen, Kreuzigen und Foltern; über die Jahrhunderte hinweg ein Verstümmeln, Erschlagen, Abstechen und Schlitzen, ein Abhacken von Händen und Füßen, ein Ausdärmen bei lebendigem Leib; über die Jahrhunderte hinweg ein Rädern und Krummschießen, ein Köpfe Abschlagen und Aufspießen, ein Abschneiden von Ohren, Lippen und Brüsten, ein Ausstechen und Rausreißen von Augen und Zungen bei Lebendigen und Toten, ein Vierteilen und Pfählen, ein Zersägen und Hängen, ein Quälen mit glühenden Eisen und anderen allerschlimmsten Qualen, wie es nur kranken Hirnen entspringen kann oder die sich der Teufel selber ausdenken müsste.

Sollten Sie das nicht glauben, so lesen Sie nach, bei Hubertus Mynarek, Karlheinz Deschner, Horst Herrmann, Carsten Frerk und anderen anerkannten Autoren. Es gibt sehr viel Literatur über diese Vorgänge. Was wir hier anführen, ist nur eine kleine Auswahl. Gerade in deutscher Sprache ist alles sehr ausführlich belegt und niedergelegt.
Über die Jahrhunderte hinweg war es ein Verhungernlassen, ein Wegsperren angekettet in Verliese, ein auf dem Scheiterhaufen lebendig Verbrennenlassen, ein Ersäufen, ein Erdrosseln, ein Versklaven, ein Aberkennen aller persönlichen Rechte. Alles ohne Unterlass, millionenfach und viele Jahrhunderte hindurch.
Und das Schreckliche hat alle betroffen: Säuglinge, Kinder, Männer, Frauen, Greise, Kranke, Behinderte – alle, ohne Erbarmen ermordet, angeblich zur Ehre Gottes, in Wahrheit aber zur Machtvergrößerung der Römisch-Katholischen Kirche.

Die Güter und der Besitz der Ermordeten wurden meist sogleich der Kirche einverleibt. Ganze Familien wurden oft wegen geringer Vergehen nicht selten lagen nur Verleumdungen zugrunde versklavt, und das häufig bis in die dritte oder vierte Generation. So wurden auf diese Weise ganze Familien zugrunde gerichtet.
Die Kirche hat also, wie man so sagt, gehaust auf Teufel komm raus!
Das wäre an sich schon schlimm genug, aber die eigentliche Infamie liegt darin, dass dies alles unter Missbrauch des Namens des Jesus, des Christus, geschehen ist.
Was hat denn die ständige Berufung auf den Kreuzestod Jesu der Kirche der Welt gebracht, wenn man Seine Lehre nicht tut, ja, wenn man sie in eklatanter Weise mit Füßen tritt? Ist die Welt durch die katholische Lehre heller und lichter geworden?
Sie halten das hier Dargestellte für unmöglich? Bitte, lesen Sie selbst, wie schon gesagt, bei Karlheinz Deschner und den anderen Autoren nach! Karlheinz Deschner schrieb diese Wahrheiten seit Jahrzehnten unangefochten. Warum unangefochten? Es ist eben die Wahrheit, es sind Fakten, die keiner leugnen kann.

Und nun stellen Sie sich einmal die Frage: Diese Kirche, diese Priester, von denen wir gehört haben, sollen etwas mit Jesus, dem Christus, zu tun haben? Diese Kirche soll etwas zu tun haben mit dem Christus Gottes, dem Friedefürsten? Diese Kirche soll die „allein-seligmachende“ Kirche sein? Und ihre Priester sollen zu Gott führen? Wer Ohren hat, der höre! Wer ein Hirn hat, der denke nach!
Und, liebe Leser, Hand aufs Herz: Wo steht denn eigentlich geschrieben, dass man auf dem Weg zu Gott seinen Verstand an der Kirchentür abzugeben hat?

Die katholische Kirche erzeugte wahrlich ein gesellschaftlich vergiftendes Klima ohnegleichen, das auch heute noch in vielen Dörfern katholischer Gegenden zu finden ist. Mit Jesus, dem Christus, hat das wahrlich alles nichts zu tun.

Nehmen wir auch Folgendes zur Kenntnis:
Die oftmals zwangsrekrutierten Männer, Jugendlichen und älteren Knaben bluteten und verbluteten auf den Schlachtfeldern der Mächtigen, mit dem Segen der Kirche. Die Frauen und Kinder hungerten und verhungerten in den verschmutzten, schlimmsten hygienischen Zuständen der Dörfer und Städte. Die Priester segneten die Waffen und beruhigten die Gewissensbisse und Ängste von Soldaten mit den Worten „Gott will es!“
In Tausenden von Messen und Predigten wurde das Volk heuchlerisch auf die Gemetzel eingestimmt. Erst nach dem Gemetzel versuchte die Kirche stets, ihre Hände demonstrativ in Unschuld zu waschen.
Die katholische Kirche erzeugte ein Klima, das ganze Länder und Kontinente heimsuchte und unzählige Generationen für Jahrhunderte in Angst und Schrecken versetzte und das heute noch das Unterbewusstsein der Menschen beeinflusst.
Eines der größten Verbrechen der Katholischen Kirche aber ist: Über die Jahrhunderte hinweg wurden in erster Linie immer jene Menschen verfolgt und ausgerottet, die ein Inneres Christentum anstrebten, die also Jesus, dem Christus, nachfolgten. Denn Er lehrte die Menschen: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch“ (Lk 17,21). Und so steht es auch heute noch in der Bibel des Papstes, in der Bibel der Kirchen zu lesen. Was sagt wohl Jesus, der Christus, zu all dem?

Wer in den Medien die Aussagen von Wissenschaftlern ernst nimmt und gelernt hat, auch zwischen den Zeilen zu lesen, der weiß: Der Klimawandel und die damit kommenden riesigen Katastrophen werden in einigen Jahrzehnten große Teile der Menschheit, sehr wahrscheinlich auch den Vatikan samt Papsttumvon dieser Erde gefegt haben. Denn diese Erde wird weitgehend unbewohnbar werden. Auch die Religionen werden dann aufgehört haben zu sein. Wenn man vom Kosmos aus das Erdalter betrachtet, dann war diese traurige, kirchengeschichtlich geprägte Episode weniger als ein kurzer Blubb von ca. 1700 Jahren, den die Winde fortwehen, die Wasser fortspülen und die Vulkane zudecken.

Das ist dann vielleicht für die Millionen und Abermillionen Opfer der Katholischen Kirche eine Erhellung der Welt, allerdings durch das Gesetz von Ursache und Wirkung. Dann, nach der Befreiung von den verschiedenen Priesterkasten, kann die Erde endlich wieder aufatmen, und das angekündigte Friedensreich des Jesus, des Christus, kann dann endlich entstehen. Der Teufel wird gebunden. Christus ist dann der Sieger.

*

Liebe Leser, an dieser Stelle sei aus einer katholischen Bibel aus dem Jahre 1996 ein kleiner Absatz von dem Propheten Hosea zum Gericht über die Priester zitiert. Vielleicht fragen wir uns: Sind die Priester damals bessere Menschen gewesen als die Priester heute?

Damals sprach Gott, der Ewige, durch den Propheten Hosea über die Priester Folgendes: (Hosea 4, 1-10)
„Hört das Wort des Herrn, ihr Söhne, denn der Herr erhebt Klage gegen die Bewohner des Landes. Es gibt keine Treue und keine Liebe und keine Gotteserkenntnis im Land. Nein, Fluch und Betrug, Mord, Diebstahl und Ehebruch machen sich breit. Bluttat reiht sich an Bluttat. Darum soll das Land verdorren. Jeder, der darin wohnt, soll verwelken, samt den Tieren des Feldes und den Vögeln des Himmels. Auch die Fische im Meer sollen zugrunde gehen. Doch nicht irgendwer wird verklagt, nicht irgendwer wird gerügt, sondern dich, Priester, klage Ich an. Am helllichten Tag kommst du zu Fall. Und ebenso wie du stürzt in der Nacht der falsche Prophet. Auch deine Mutter lasse Ich umkommen. Mein Volk kommt um, weil ihm die Erkenntnis fehlt, weil du die Erkenntnis verworfen hast. Darum verwerfe auch Ich dich als Meinen Priester. Du hast die Weisung deines Gottes vergessen. Deshalb vergesse auch Ich deine Söhne. Sie, die Priester, sie nähren sich von der Sünde Meines Volkes und sind gierig nach seinen ruchlosen Opfern. Darum wird es dem Priester ergehen wie dem Volk. Ich bestrafe ihn für sein Verhalten. Seine Taten vergelte ich ihm. Sie werden zwar essen, doch sie werden nicht satt. Sie treiben Unzucht, aber sie vermehren sich nicht. Ja, sie haben den Herrn verlassen und sich an die Unzucht gehalten.“
So also lautete das Wort Gottes vor ca. zweieinhalbtausend Jahren durch den Propheten Hosea, zu lesen in der Bibel des Papstes über die Priester.

Angesichts dieser strengen Prophetenworte gegenüber den Priestern fragt sich vielleicht so mancher: Was kann ich denn als Einzelner tun? Darüber geben z. B. die Worte des Sehers Johannes Aufschluss, ebenfalls in der Bibel nachzulesen in der Offenbarung Johannes, im 18. Kapitel, wo es heißt:
„Tretet aus von ihr, Mein Volk, dass ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und nicht empfangt von ihren Plagen. Gehet hinaus aus ihr, Mein Volk!“ (Ofb. 18, 4)

Erinnern Sie sich? Ausgangspunkt unserer Darlegungen war das „Priesterjahr“, das der Papst ausgerufen hat. Wir könnten fragen: Im Namen des Christus? – Nein! Im Namen der Römisch-Katholischen Kirche!

Rufen wir uns zum Abschluss ins Bewusstsein, welches Fazit der preisgekrönte Buchautor Karlheinz Deschner aufgrund seiner profunden Kenntnis der Kirchengeschichte zieht:
„Nach intensiver Beschäftigung mit der Geschichte des Christentums kenne ich in Antike, Mittelalter und Neuzeit, einschließlich und besonders des 20. Jahrhunderts, keine Organisation der Welt, die zugleich so lange, so fortgesetzt und so scheußlich mit Verbrechen belastet ist, wie die … Kirche, ganz besonders die Römisch-Katholische Kirche.“

Herausgeber:
© Freie Christen für den Christus der Bergpredigt, Information Nr. 7,
Freie Christen, Dr. Peter Thurneysen, Postfach 1443, 97864 Wertheim
Fassung vom 27.1.2020